Die aktuelle Zeit ist für viele Unternehmen keine leichte und von großer Unsicherheit geprägt: Nach zwei Rezessionsjahren zeigt die österreichische Wirtschaft 2025 nur eine minimale Erholung.
Zugleich bleibt die Zahl der Firmeninsolvenzen auf hohem Niveau. Laut einer aktuellen KSV1870 Analyse mussten im ersten Halbjahr 3.491 Unternehmen Insolvenz anmelden – das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr und rund 19 Pleiten pro Tag. Am meisten betroffen ist nach dem Handel die Bauwirtschaft, gefolgt von der Gastronomie und Beherbergung.
„Diese Branchen bekommen wirtschaftliche Zurückhaltung besonders rasch zu spüren. Umso wichtiger ist es deswegen, aktiv zu gestalten, statt nur zu reagieren. Viele Unternehmer unterschätzen, wie viel Spielraum sie im zweiten Halbjahr noch haben. Wer sich jetzt mit den richtigen Maßnahmen aufstellt, kann nicht nur die Steuerlast für 2025 senken, sondern auch strategisch in die Zukunft investieren“, meint Edin Salihodzic, Gründer der Steuerkanzlei Team23.
Dabei gilt: Wer frühzeitig handelt und seine Möglichkeiten kennt, kann sich entscheidende Vorteile sichern – denn Stillstand wird in der aktuellen Schieflage schnell teuer.
Reform startet, Details fehlen – letzte Chance für Planbarkeit
Mit Anfang Juli ist eine neue Steuerreform in Kraft getreten. Doch was genau ab 2026 steuerlich möglich oder nicht mehr zulässig sein wird ist in vielen Bereichen noch unklar.
„Das bedeutet für Unternehmer: Es steht noch völlig offen, welche bestehenden Begünstigungen auch im nächsten Jahr noch greifen und welche vielleicht plötzlich wegfallen“, so der Steuerberater.

Genau deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um aktiv Gestaltungen im bekannten Rechtsrahmen umzusetzen. Heuer ist vermutlich das letzte Jahr, in dem viele klassische steuerlichen Optimierungen noch geltend gemacht werden können. Ein erstes Signal, dass der Kurs auf Sparen steht, zeigt sich bereits bei den Mitarbeiter-Benefits.
„Man sieht, dass hier zunehmend gekürzt wird, weil es den Sozialversicherungsträgern an Geld fehlt“, konstatiert Edin Salihodzic.
Viele steuerfreie Benefits wie Essensgutscheine oder Rabatte für Angestellte sind zwar weiterhin möglich, doch die Rahmenbedingungen wurden verschärft oder die Beträge nicht erhöht, wodurch die realen Vorteile angesichts der Inflation sinken.
Maßnahmen die Unternehmen 2025 noch ergreifen sollten
Da viele steuerliche Vorteile ab 2026 wegfallen könnten, sollten Unternehmen die verbleibenden Monate nutzen, um gezielt zu investieren und ihre Spielräume noch auszuschöpfen. Eine Möglichkeit sind etwa Genussrechte.
„Damit lässt sich frisches Kapital aufnehmen, ohne dabei Stimmrechte abzugeben. Gleichzeitig können die Ausschüttungen steuerlich als Betriebsausgabe geltend gemacht werden“, wie Edin Salihodzic erklärt.
Auch Umstrukturierungen sind heuer noch attraktiv: Wer etwa ein Einzelunternehmen in eine GmbH überführt, kann das 2025 noch steuerneutral tun – inklusive Übertragungen von Vermögenswerten mit „stillen Reserven“, also bisher unversteuerten Wertsteigerungen. Ein weiterer Punkt, der sich lohnen kann: die Gewinnermittlung.
„Wer bisher pauschal abrechnet, sollte überlegen, auf eine freiwillige Bilanzierung umzusteigen. Sie kann gerade bei größeren Investitionen die Steuerlast deutlich senken. Auch klassische Investitionen in Anlagevermögen zahlen sich derzeit noch aus: Ab einem Netto-Betrag von 1.000 Euro können sie den investitionsbedingten Gewinnfreibetrag auslösen.
„Das ist ein oft unterschätzter, aber wirkungsvoller Hebel. Ebenfalls mit doppeltem Effekt: die freiwillige Pensionsvorsorge. Bis zu 300 Euro monatlich können als Betriebsausgabe abgesetzt werden – und stärken gleichzeitig die Arbeitgebermarke“, führt Edin Salihodzic weiter aus.
Was viele übersehen – und was sich dringend ändern sollte
Einer der häufigsten – und teuersten Fehler – den Unternehmen zum Jahresende machen ist das Festhalten an Routinen:
„Wir hören oft den Satz ‚So haben wir das immer schon gemacht‘. Das ist in einer wirtschaftlich angespannten Zeit keine gute Strategie. Wie viel sich mit kluger Steuerstrategie tatsächlich sparen lässt, hängt vom Einzelfall ab. Aber wer seine Steuerlast jetzt nicht durchrechnet und Optimierungsmöglichkeiten identifiziert, zahlt am Ende fast immer drauf“, warnt der Experte und empfiehlt Unternehmen ein Prognosegespräch mit dem Steuerberater vor dem Jahreswechsel.

Unternehmen mit finanziellen Engpässen rät er außerdem, offene Forderungen besonders konsequent zu verfolgen – idealerweise mithilfe von Inkassobüros oder durch den Verkauf über Factoring. Auch von der Politik fordert Edin Salihodzic endlich ein klareres Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Österreich: „Es braucht einfache Entlastungen, die wirken.“
Dazu zählt etwa die Wiedereinführung der steuerfreien Mitarbeiterprämie in Höhe von 3.000 Euro. Ebenso die Einführung der verpflichtenden e-Rechnung für mehr Transparenz und Effizienz. Besonders dringlich ist auch eine strengere Kontrolle ausländischer Firmen in Österreich: „Es kann nicht sein, dass manche Betriebe bei Ertragssteuern jahrelang unter dem Radar fliegen – während heimische Betriebe penibel geprüft werden.“
Edin Salihodzic plädiert für häufigere Finanzkontrollen, kürzere Prüfungsintervalle und gleiche Spielregeln für alle.
„Wer gestalten will, braucht Spielraum. Diesen muss die Politik endlich liefern. Gleichzeitig liegt es an den Unternehmen selbst, aktiv zu werden und ihre Steuerchancen zu nutzen“, ergänzt der Steuerexperte abschließend.