Protektionistische Handelspolitik der USA trübt die Konjunkturerwartungen

Die Angriffe auf die Notenbank FED, durch die US-Regierung, befeuern ebenso die Volatilität der Märkte.
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Protektionistische Handelspolitik der USA trübt die Konjunkturerwartungen
Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler.

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„Es handelt sich um einen direkten Angriff auf die Unabhängigkeit der Notenbank. Diese Unabhängigkeit ist aber essenziell, um unter den Marktteilnehmer:innen Vertrauen zu genießen und Ziele wie Preisstabilität und Beschäftigungssicherung zu erreichen“, kritisiert Markus Dürnberger, Asset Manager im Bankhaus Spängler.

Die jüngsten Attacken des US-Präsidenten Donald Trump auf Fed-Chef Jerome Powell könnten die Unabhängigkeit der Notenbank gefährden.

Protektionistische Handelspolitik der USA trübt die Konjunkturerwartungen
© Bankhaus Spängler / FactSet

Eine politisch gelenkte Geldpolitik könnte ebenso gravierende Folgen für die Märkte haben: steigende Inflation, fallende Aktienkurse, höhere Anleiherenditen und ein weiterer Rückgang des Dollars. Als warnendes Beispiel verwies der Experte auf die Türkei, wo die Inflationsrate zuletzt bei fast 40 Prozent lag.

Wachstumsprognosen

Die vielen Unsicherheiten auf der politischen und wirtschaftlichen Weltbühne führten auch zu einer bemerkenswerten aktuellen Frühjahrsprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF). Dieser hat seine Erwartungen für das globale Wirtschaftswachstum erneut nach unten revidiert.

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© Bankhaus Spängler / IWF

Für heuer wird ein Plus von lediglich 2,8 Prozent erwartet, für das kommende Jahr 3,0 Prozent. „Dies liegt deutlich unter dem Schnitt der letzten 25 Jahre”, konstatiert Markus Dürnberger.

Als Hauptgrund nennt der IWF die protektionistische Handelspolitik der USA. Die neu eingeführten Zölle sowie die entsprechenden Gegenmaßnahmen wichtiger Handelspartner wie China hätten erhebliche Unsicherheit ausgelöst. Besonders stark trifft es die US-Wirtschaft selbst: Ihre Wachstumserwartung wurde um 0,9 Prozentpunkte auf 1,8 Prozent gesenkt. Auch für die Eurozone (0,8 Prozent) und China (4,0 Prozent) wurden die Prognosen merklich zurückgenommen.

Stimmungsindikatoren

Während sich harte Wirtschaftsdaten wie Industrieproduktion oder Arbeitsmarkt noch stabil zeigen, signalisiert die Stimmungslage der Marktteilnehmer bereits eine deutliche Abkühlung. So fielen die “Sentix”-Konjunkturerwartungen – ein Frühindikator, der die Einschätzung der Anleger:innen zur Konjunktur in verschiedenen Ländern und Regionen widerspiegelt – für die USA auf den tiefsten Stand seit Oktober 2008.

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© Bankhaus Spängler / Sentix, FactSet

Auch in der Eurozone ist der Index weiter rückläufig. „Solche Werte hat man zuletzt während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise gesehen“, erinnert der Experte.

Containerfrachtraten und Zinsthema

Ein weiteres Indiz für die zunehmenden Handelshemmnisse ist die Entwicklung der Containerfrachtraten. Diese sind bereits seit Sommer letzten Jahres rückläufig, doch der Rückgang hat sich zuletzt beschleunigt.

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© Bankhaus Spängler / Drewry, FactSet

Besonders deutlich zeigt sich das auf der Route von China in die USA – hier haben sich die Raten seit Jahresbeginn beinahe halbiert. Aufträge werden storniert, Waren wegen der Zölle teurer, und das bremst den Transportsektor. Auch auf transatlantischen Routen wurden Rückgänge verzeichnet.

Die erratische US-Handelspolitik schlägt sich auch auf die Geldpolitik durch. In den USA wurden zuletzt wieder verstärkt Zinssenkungen durch die Fed eingepreist – aktuell rechnet der Markt mit drei bis vier weiteren Schritten nach unten. Die Inflationsentwicklung bleibt dabei ein Unsicherheitsfaktor.

„Ein Teil der Fed-Gouverneure sieht in den Zöllen einen möglichen Treiber für eine dauerhaft höhere Teuerung“, betont Markus Dürnberger.

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© Bankhaus Spängler / FactSet

Auch in der Eurozone bleibt das Zinsthema präsent. Nachdem die EZB heuer bereits dreimal gesenkt hat, sind bis Jahresende zwei bis drei weitere Zinsschritte möglich. Die Erwartungen der Marktteilnehmer:innen schwanken allerdings stark.

Kapitalmärkte

An den Anleihemärkten war erneut eine hohe Volatilität zu beobachten. In Deutschland sorgte zunächst ein angekündigtes Investitionsprogramm für steigende Renditen, ehe konjunkturelle Sorgen und die Zinspolitik der EZB wieder für einen Rückgang sorgten.

Protektionistische Handelspolitik der USA trübt die Konjunkturerwartungen
© Bankhaus Spängler / FactSet

In den USA verlief die Entwicklung gegenläufig: Anfang April stiegen die Renditen nach Ankündigung neuer US-Zölle sprunghaft an. Auch an den Aktienmärkten spiegelten sich die globalen Unsicherheiten wider. Nach einem guten Jahresauftakt gab es im März und April deutliche Rücksetzer – vor allem in den USA.

„US-Aktien litten überproportional unter den Zollankündigungen, auch wegen des schwächeren Dollars. Euro-Investor:innen mussten daher teils starke Verluste hinnehmen. Europäische Titel hielten sich etwas stabiler, chinesische Aktien entwickelten sich insgesamt recht robust“, ergänzt Markus Dürnberger abschließend.

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