Der Verein Netzwerk Logistik (VNL) liefert mit seiner 3-Monats-Vorschau einen kompakten Lagebericht über die Entwicklung des heimischen Güterverkehrs. In einem global instabilen Umfeld bleibt Planbarkeit ein rares Gut – umso wertvoller sind belastbare Informationen über Güterverkehrsentwicklungen auf der Straße, Schiene, zu Wasser und in der Luft.
Die VNL-Vorschau beruht auf zwei Säulen:
Einerseits werden anhand des Austrian Supply Chain Pressure (ASCPI) in der Rückschau die Entwicklungen des jeweils vorigen Quartals nachgezeichnet und damit gleichzeitig die Versorgungsengpässe, die sich auf Österreich auswirken, abgebildet – der ASPI wird vom Lieferketteninstitut (ASCII) ermittelt.
Andererseits werden regelmäßig eine Reihe von Branchenexperten zur Entwicklung des Güterverkehrs in den folgenden Monaten vom VNL befragt. Diese auf einzelne Verkehrsträger spezialisierten Experten geben damit exklusive First-Hand-Einblicke.
Quartalsausblick – zweites Quartal 2025
Lieferengpässe:
Aktuell zeigt der Austrian Supply Chain Pressure Index ein leicht erhöhtes Stressniveau in den internationalen Lieferketten österreichischer Industrieunternehmen. Der Anstieg von über 30 % im Vergleich zu den Vormonaten weist auf ein höheres Risiko von Lieferengpässen hin.
Straßengüterverkehr:
Zwei Faktoren dominieren das Bild: Zoll und Fahrermangel. Neue Regelungen, die unter anderem mit dem Vereinigten Königreich getroffen wurden, schaffen Unsicherheiten – sowohl operativ als auch kalkulatorisch. Parallel dazu bleibt der Fahrermangel ein (strukturelles) Problem, das sich besonders im Fernverkehr und auf internationalen Relationen auswirkt. EU-Maßnahmen wie die Absenkung des Fahrer-Mindestalters und begleitete Fahrten ab 17 Jahren setzen Impulse, werden aber frühestens mittelfristig greifen.

Schienengüterverkehr:
International betrachtet sind zwei gegensätzliche Entwicklungen zu beobachten: Einerseits leidet der Mittelkorridor nach Kasachstan unter massivem Rückstau, insbesondere im kaspischen Fährhafen Aqtau – Buchungseinbrüche sind hier die logische Folge. Andererseits baut die ÖBB Rail Cargo Group ihre Türkei-Verbindungen deutlich aus: Mit verdoppelten Frequenzen und gestärkten Verbindungen nach Zentraleuropa gewinnt dieser Korridor als alternative Route an Relevanz.
Seefracht:
Die Sicherheitslage im Roten Meer und die Bedrohungslage im Suezkanal zwingen Reedereien und Importeure zu einer proaktiven Planung. Besonders auffällig ist in diesem Kontext die Vorverlagerung der Hochsaison: Die Importvolumina für das Weihnachtsgeschäft werden (wie im Vorjahr) auch heuer wieder ungewöhnlich früh geordert. Gleichzeitig sind die verfügbaren Kapazitäten bereits stark ausgelastet, was auf einen engen Markt im Sommer hindeutet.
Luftfracht:
Europa–USA-Verbindungen profitieren vom Hochfahren der Cargo-Kapazitäten im Sommerflugplan; hier ist mit einer Entspannung der Frachtraten zu rechnen. Belastend wirken sich jedoch die neuen Zollrichtlinien aus: Die USA streichen die bisherige 800-Dollar-Freigrenze für Importe aus China – das trifft die E-Commerce-getriebene Luftfracht empfindlich. Auch die EU denkt über strengere Regelungen nach. In Summe wird dies zu einem erwartbaren Rückgang des asiatischen E-Commerce-Aufkommens über den Luftweg im Sommer 2025 führen.
„Wer heute liefern will, muss gestern verstehen – und morgen handeln. Die Entwicklung der Verkehrsträger zeigt, wo Flexibilität und Fokus gefragt sind. Ab nun werden wir quartalsweise eine 3-Monats-Vorschau über die Entwicklung des heimischen Güterverkehrs liefern. Damit geben wir der österreichischen Wirtschaft einen Kompass in die Hand und machen Experteneinblicke für alle zugänglich“, erklärt Franz Staberhofer, Obmann des Vereins Netzwerk Logistik (VNL).