Welchen Problemen muss sich die chinesische Wirtschaft im „Jahr der Schlange“ stellen?

Multiple Krisen und Spannungen aber auch die geringe Konsumnachfrage haben der Volksrepublik zugesetzt.
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Welchen Problemen muss sich die chinesische Wirtschaft im „Jahr der Schlange“ stellen?
Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher des Online-Brokers Freedom24.

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Anders als in Europa war in China erst am 29. Jänner Neujahr, gemäß den sich alle zwölf Jahre wiederholenden Tierkreiszeichen wird 2025 das „Jahr der Schlange“. Mit dem Jahreswechsel möchte das „Reich der Mitte“ auch die zahlreichen wirtschaftlichen Probleme hinter sich lassen.

Denn vor allem die Krise des Immobilienmarkts und Spannungen bei den Handelsbeziehungen, aber auch die schwache Konsumnachfrage im eigenen Land haben China zuletzt stark zugesetzt.

Hans Selleslagh, Österreich-Sprecher des Online-Brokers Freedom24, erörtert, ob nun Optimismus berechtigt ist, was Anleger bei etwaigen Investments beachten sollten und welche asiatischen Emerging Markets spannende Ergänzungen sein könnten.

Abgeschwächter Aufwärtstrend

Jahrelang galt China als Inbegriff von rasantem Wirtschaftswachstum, das oft zweistellig ausfiel. 2007 markierte den Höhepunkt mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 14,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch diese Zeiten scheinen – zumindest vorerst – lange vorbei.

„Seit 2018 hat sich der Aufwärtstrend abgeschwächt. In diesem Jahr führten die USA und, als Reaktion darauf, später auch China wechselseitige Strafzölle ein, was nicht nur negative Folgen für die Handelsbeziehungen hatte, sondern auch das Vertrauen der Investoren schwächte“, erklärt Hans Selleslagh.

Die Einschränkungen der Covid-Pandemie und die Immobilien-Krise trugen in weiterer Folge ihr Übriges dazu bei. So kämpft China aktuell darum, zumindest das selbst gesteckte Ziel von jährlich fünf Prozent Wachstum zu erreichen. Für 2024 stehen offizielle Zahlen zwar noch aus, doch mit prognostizierten 4,8 Prozent dürfte es nicht ganz gereicht haben. Schenkt man dem aktuellen Ausblick Glauben, wird sich das BIP auch 2025 unter dem angestrebten Ziel bei einem Plus von etwa 4,5 Prozent bewegen.

Welchen Problemen muss sich die chinesische Wirtschaft im „Jahr der Schlange“ stellen
© PantherMedia / leoungchopan

Immobilienmarkt, Arbeitsmarkt und Deflation

Um die Trendwende zu schaffen, muss China sowohl staatliche als auch gesellschaftliche Herausforderungen meistern. Entscheidend dürfte hierbei die weitere Entwicklung am Immobilienmarkt sein.

„Im Zuge der Immobilienkrise sind sowohl die Bautätigkeit als auch Investments in den Sektor signifikant zurückgegangen. Obwohl Prognosen für 2025 nahelegen, dass die Talfahrt in diesem Jahr zu Ende sein könnte und sich der chinesische Immobilienmarkt 2026 stabilisiert, besteht die Gefahr, dass die anhaltenden Probleme private Investitionen hemmen und auch die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt bremsen“, verdeutlicht Hans Selleslagh.

Doch nicht nur im Immobiliensektor drückt der Schuh. Das Land leidet unter hoher Jugendarbeitslosigkeit, viele Regionalverwaltungen sind verschuldet und die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Regionen werden tendenziell größer statt kleiner. Der Konsum stockt, was wiederum für das Wirtschaftswachstum hinderlich ist.

„Viele Konsumenten zögern mit Ausgaben. Da spielen die hohe Arbeitslosigkeit unter Jungen, aber auch hohe Lebenshaltungskosten im urbanen Raum bei teils überschaubaren Löhnen eine Rolle“, konstatiert der Experte.

Im Dezember 2024 betrug die Inflation gerade einmal 0,1 Prozent, damit schrammte China haarscharf an einer Deflation vorbei.

„Neben diesen inneren Herausforderungen stellen auch die Spannungen in den Handelsbeziehungen mit den USA einen Unsicherheitsfaktor für Chinas exportorientierte Wirtschaft dar. Mögliche höhere Zölle und weitere Handelsbeschränkungen könnten die wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven verschlechtern“, gibt Hans Selleslagh zu bedenken.

Chancen für Investoren im neuen Jahr

Neben diversen Risiken gibt es in den Plänen und Maßnahmen Chinas aber auch Indizien, die für Investoren Chancen darstellen.

„Jüngste Reformen haben ausländischen Investoren den Einstieg in chinesische A-Shares erleichtert, indem die Schwellenwerte für den Aktienbesitz gesenkt und die Behaltefrist verkürzt wurde. Dieser Schritt zeugt von der Entschlossenheit, den Markt zu öffnen und bietet Möglichkeiten, ausländisches Kapital zu generieren“, so Hans Selleslagh.

Darüber hinaus hat sich die chinesische Regierung der Ankurbelung des Konsums verschrieben. Dazu zählt ein Paket im Ausmaß von zehn Billionen Yuan (etwa 1,3 Billionen Euro), mit denen in diversen Regionen die lokale Wirtschaft, die Infrastruktur und der Konsum gefördert werden sollen.

„Angesichts sinkender Nachfrage aus dem Ausland erleben wir in China einen strategischen Wechsel hin zur Förderung des Binnenkonsums als wichtiger Wirtschaftsmotor. Für Anleger bieten sich Chancen in Sektoren, die auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausgerichtet sind, insbesondere in den Bereichen Technologie, elektronischer Handel und grüne Industrie“, meint der Österreich-Sprecher des Online-Brokers Freedom24.

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© PantherMedia / nndanko

Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld aufgrund effektiver politischer Maßnahmen stabilisieren, sieht der Experte deutliches Aufwärtspotenzial für chinesische Aktien:

„Anleger sollten wachsam bleiben und die Balance zwischen vernünftigem Risikomanagement und Wachstumspotenzial finden.“

Emerging Markets in Asien

Wer in Asien investiert, chinesische Titel angesichts der ambivalenten Aussichten derzeit aber lieber umschiffen oder zumindest ergänzen möchte, dem eröffnen zahlreiche andere Märkte spannende Perspektiven.

Für Indien spricht ein robustes Wirtschaftswachstum mit erwarteten Steigerungsraten von sechs bis sieben Prozent in den kommenden Jahren. Zudem ziehen viele Tech-Startups internationale Investoren an.

„Indonesien wiederum ist reich an Rohstoffen und hat sich aufgrund seiner Nickel-Reserven selbst als Schlüsselfaktor in der Lieferkette für E-Auto-Batterien positioniert. Zudem wächst die Mittelschicht rasch, was dem Konsum Auftrieb gibt“, unterstreicht der Experte.

Auch Thailand sollte man im Blick haben, denn das Land verfügt über gut entwickelte Produktionsstätten im Bereich der Auto- und Elektronikindustrie und liegt strategisch günstig in Südostasien. Der Tourismus-Sektor des Landes erholt sich nach der Pandemie gut und soll künftig wieder Wachstumstreiber sein.

„Taiwan ist weltweit führend in der Herstellung von Halbleitern, die für verschiedene High-Tech-Anwendungen von entscheidender Bedeutung sind. Es ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Chips mit den Fortschritten in den Bereichen KI und IOT-Technologien deutlich steigen wird“, ergänzt Hans Selleslagh.

Potenzial findet man auch in Südkorea – das Land ist Heimat zahlreicher relevanter Technologieunternehmen und zählt ebenfalls zu den führenden Märkten in der Halbleiterproduktion.

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