Stationärer Handel in Österreich gerät zusehends unter Druck

Advicum Consulting empfiehlt klare Fokussierung auf Kundenreise und Abschied von traditionellen Ansätzen.
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Stationärer Handel in Österreich gerät zusehends unter Druck
Andreas Kornberger, Associate Partner bei Advicum.

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Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd: 2023 lag die Inflation bei 8,6 %, während das BIP für 2024 auf -0,6 % prognostiziert wird. Hinzu kommen steigende Personal- und Raumkosten. Ebenso 39 % der Händler machten 2023 Verluste und auch die Prognose für 2024 sieht nicht besser aus. Im Zeitraum von Q1 bis Q3 verzeichnete der Handel 853 Insolvenzfälle. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Plus von 16,7 %, welches durch den schwachen Inlandsmarkt und rückläufigen Export verstärkt wird.

„Ohne effiziente Strategien zur Kostenoptimierung wird der Druck auf die Händler unerträglich. Gesunkene Nachfrage, höhere Kosten und geopolitische Unsicherheiten – das perfekte Sturm-Szenario. Der Handel muss die Herausforderung als Chance begreifen und endlich aktiv werden“, warnt Andreas Kornberger, Associate Partner bei Advicum.

In einer Zeit, in der sich die Kundenbedürfnisse rasant verändern und Mitarbeiter nach neuen Wegen suchen, bleibt nur eines: sich auf die Zukunft einzustellen.

Stationärer Handel: Effizienz statt großer Flächen

Auch das Kaufverhalten der Konsumenten hat sich stark verändert. 40 % der Haushalte planen ihre Einkäufe gezielter und nutzen verstärkt Sonderangebote. Die Markenloyalität nimmt ab, während 36 % auf günstigere Produkte setzen und der Discounthandel boomt.

„Bis 2025 wird der E-Commerce-Anteil am Einzelhandelsumsatz auf über 20 % steigen. Was zählt, ist Effizienz: E-Commerce-Giganten wie Temu und Shein setzen schon jetzt mit günstigen Preisen und schnellen Lieferzeiten den heimischen Markt zusätzlich unter Druck. Ohne klare Differenzierung haben lokale Händler kaum eine Chance“, verdeutlicht Andreas Kornberger.

Stationärer Handel in Österreich gerät zusehends unter Druck
© PantherMedia / VitalikRadko

Auf der anderen Seite kämpft der stationäre Handel mit erheblichen Leerständen: Über 550.000 m² Verkaufsfläche standen 2023 zur Disposition – vor allem in Randgebieten und kleineren Städten. Shopping-Malls verzeichnen aktuell bereits 5 % Leerstand, der auf 10 % steigen könnte.

„Die Zeiten steigender Umsätze durch große Flächen sind vorbei. Jetzt zählt Effizienz“, ergänzt der Experte.

Entspannung in Sicht?

Das Konsumklima in Österreich bleibt weiterhin angespannt. Trotz Inflationsrückgang halten wirtschaftliche Unsicherheiten die Konsumausgaben auf niedrigem Niveau, während technologische Innovationen und Omnichanel-Strategien an Bedeutung gewinnen.

Prognose:

  • Einzelhandel: Die Konsumausgaben stagnieren oder werden nur minimal wachsen. Haushalte setzen auf günstige Alternativen, während wirtschaftliche Unsicherheiten und das schwache BIP-Wachstum die Kauflust weiter dämpfen werden.

  • Nachhaltigkeit und Gesundheit: Der Markt für Gesundheits- und Wellnessprodukte wird leicht wachsen. Second-Hand-Produkte gewinnen an Bedeutung, aber die Konsumenten bleiben weiterhin preissensibel.

  • Technologie und Innovation: Der Einzelhandel muss auf technologische Innovationen setzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Künstliche Intelligenz und Big Data bieten erhebliche Vorteile, während personalisierte Einkaufserlebnisse immer wichtiger werden.

„Wer jetzt die Bedürfnisse der Kunden nicht erkennt und umsetzt, wird überrollt. Innovationen sind nicht optional, sie sind entscheidend für den zukünftigen Erfolg des heimischen Handels“, unterstreicht Andreas Kornberger.

Handel der Zukunft – Strategien?

Um den Retail-Sektor wieder auf Kurs zu bringen, braucht es mehr als nur kleine Anpassungen. Der stationäre Handel muss seine Rolle neu definieren und den physischen Mehrwert betonen:

  • Differenzierender Mehrwert für Kunden: Ein klares Profil und eine starke Positionierung schaffen Wettbewerbsvorteile (USP & Competitive Edge).

  • Optimierung der stationären Fläche: Die Rolle des physischen Geschäfts muss maximiert und neu definiert werden.
Stationärer Handel in Österreich gerät zusehends unter Druck
© PantherMedia / B.Sawat
  • Maximaler Fokus auf den Kunden: Die nahtlose Customer Journey Map wird zum wichtigsten strategischen Tool.

  • Nahtloses Kundenerlebnis: Alle Touchpoints müssen perfekt ineinandergreifen, um ein einheitliches Kundenerlebnis zu schaffen.

  • Aufbau von Communities: Personalisierte Ansprache, Kundenbindung und Komfort stehen im Fokus.

  • Nachhaltigkeit trotz Kostendruck: Das Thema Nachhaltigkeit ist eine Notwendigkeit. Effizientere Wertschöpfungsketten und strategische Investitionen in Künstliche Intelligenz bieten dem Handel die Chance, sich vom Wettbewerb abzuheben und Prozesse zu optimieren.

  • Plattformen nutzen: Wertschöpfung durch Plattformintegration.

  • Optimierung der Wertschöpfungskette: Gezielter Einsatz von KI sorgt für höhere Effizienz und bietet einen klaren Wettbewerbsvorteil.

„Cash ist King. Eine solide Liquiditätsplanung ist gleichsam unverzichtbar. Ohne sie wird es für viele Händler schnell eng“, meint Andreas Kornberger.

Ebenso wichtig ist es, die Bonität bei Kreditversicherern zu sichern. Auch die Optimierung des Cash Circles durch effiziente Verwaltung von Lieferanten, Marken und Eigenmarken spielt eine zentrale Rolle. Um die Produktivität zu steigern, müssen Kennzahlen wie Traffic, Conversion Rate und GMROI optimal genutzt werden.

Zudem sollten Technologien wie Künstliche Intelligenz und Big Data eingesetzt werden, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen und den Wettbewerbsvorteil zu sichern. Diese Maßnahmen sichern nicht nur Stabilität, sondern auch Zukunftsfähigkeit.

https://www.advicum.com

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