Das „Stadt Wien Kompetenzteam ‚Change for Corporate Sustainability‘ (TransformS)“ hat in den vergangenen drei Jahren praxisnahe Modelle entwickelt, die Unternehmen dabei unterstützen sollen, die Herausforderungen des nachhaltigen Wirtschaftens aktiv und wirtschaftlich erfolgreich zu gestalten.
Daniela Ortiz Avram, Martine Andraos und Katharina Salomon, Forscherinnen des Institute for Business Ethics and Sustainable Strategy (IBES) an der FHWien der WKW, konzentrierten sich dabei auf nachhaltige Innovationen in Unternehmen und den damit verbundenen Lieferketten.
Transformationsfähigkeiten für nachhaltiges Wirtschaften
Im Austausch mit österreichischen Unternehmen wie der VERBUND AG und der Metalltechnik Vils GmbH wurden die dafür notwendigen dynamischen Fähigkeiten analysiert und weiterentwickelt.
Im Rahmen des nun abgeschlossenen und von der Stadt Wien finanzierten Projekts wurden Nachhaltigkeitskompetenzen in den Curricula aller Studienbereiche der FHWien der WKW etabliert. Außerdem wurde für Studierende der FHWien der WKW ein Qualifizierungsprogramm zur Ausbildung von Fachkräften zu Sustainability Change Agents konzipiert. Der Lehrgang wird im Wintersemester 2024/25 zum dritten Mal durchgeführt.
Stufenweise Transformation mit neuer Typologie
Das TransformS-Kompetenzteam hat eine neue Typologie entwickelt, mit der Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie einordnen können. Diese Typologie hilft bei Optimierungsmaßnahmen auf Unternehmensebene ebenso wie bei der systemischen Transformation ganzer Wertschöpfungsketten.
„Manager:innen können anhand von vier Typen die Nachhaltigkeitsstrategie ihres Unternehmens gezielter steuern sowie die aktuelle Situation analysieren und Ziele definieren“, konstatiert Daniela Ortiz, Projektleiterin und Head of Business Ethics and Sustainable Strategy (IBES) an der FHWien der WKW.
Die Typologie umfasst, wie bereits erwähnt, vier Stufen, mit denen Unternehmen Schritt für Schritt eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln können.
Diese beginnen mit der eigenen „Ökoeffizienz“ und der „Transformation auf Unternehmensebene“. Dazu gehören beispielsweise die Nutzung alternativer Energiequellen oder neue nachhaltige Geschäftsmodelle. Außerhalb des eigenen Unternehmens beschreiben die dritte und vierte Stufe die „Ökoeffizienz in Lieferketten und auf Netzwerkebene“ sowie eine „systemische Transformation“, die ähnlich der Kreislaufwirtschaft die Prozesse aller Beteiligten berücksichtigt.
Transformationsambitionen im Dialog mit der Wirtschaft
In einem weiteren Schritt analysierten die Forscherinnen des TransfomS-Kompetenzteams nachhaltigkeitsorientierte Innovationsprojekte in großen und etablierten Unternehmen (u. a. VERBUND, Neuman Aluminium, Lenzing, Post AG). Um diese Projekte erfolgreich entwickeln zu können, benötigen Unternehmen sogenannte „Dynamische Fähigkeiten für Nachhaltigkeit“.
„Die Zusammenarbeit mit dem TransformS-Kompetenzteam ist eine gute Möglichkeit, unseren Transformationsprozess bei VERBUND wissenschaftlich zu beleuchten und mit den Erfahrungen anderer Unternehmen zu vergleichen. Aus den Interviews und den abschließenden Workshops haben sich sehr hilfreiche Handlungsempfehlungen ergeben, die umgehend in unsere Mission für mehr Nachhaltigkeit eingeflossen sind“, betont Nikolaus Egyed, Transformation Lead bei VERBUND.
Nachhaltiger Dialog über die Lieferkette
Durch die Analyse konnte ein fundiertes Modell für die Entstehung von „Dynamischen Fähigkeiten für Nachhaltigkeit“ entwickelt werden. Dabei wurden drei produktive Dialoge zwischen den beteiligten Unternehmen in der Lieferkette identifiziert. Während Dialoge im Multi-Stakeholder-Umfeld sehr häufig nachhaltigkeitsorientierte Innovationsprojekte auslösen, führen unternehmensinterne und Lieferketten-Dialoge zu einer Bündelung und Koordination von Ressourcen, um die initiierten Projekte auch zu realisieren.
„Die Teilnahme an TransformS war eine absolut wertvolle Erfahrung, da wir dadurch auf Nachhaltigkeitsaspekte gestoßen sind, die wir im Arbeitsalltag nicht oder zu spät entdeckt hätten. Die gewonnenen Ansätze auf operativer Ebene werden unserem Unternehmen auch in Zukunft sehr nützlich sein“, erklärt Rainer Keller, Geschäftsführer der Metalltechnik Vils GmbH
Nachhaltigkeit als Thema in allen Studiengängen
Um Transformationsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit in Unternehmen zu initiieren und zu begleiten, braucht es motivierte Fachkräfte, die über Nachhaltigkeitswissen und entsprechende Kompetenzen verfügen.
An der FHWien der WKW ist Nachhaltigkeit daher mittlerweile als Querschnittsmaterie in alle Studiengänge integriert. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Projekts ein freiwilliges Qualifizierungsprogramm zur Förderung von Nachhaltigkeitskompetenzen entwickelt, das im Wintersemester 2024/25 bereits zum dritten Mal an der FHWien der WKW angeboten wird. Dieser Lehrgang fördert individuelle Kompetenzen der Studierenden, die sie befähigen, nachhaltige Veränderungen in Organisationen eigenverantwortlich mitzugestalten.