Der EU-Neuwagenmarkt hat das Jahr 2024 im Jänner mit einem Plus von 12 Prozent begonnen, blieb damit aber erneut deutlich – um 18 Prozent – unter dem Niveau von Jänner 2019. Zudem waren die Neuzulassungen in immerhin neun der 27 Länder rückläufig.
Von den großen Märkten legte Deutschland mit Abstand am stärksten zu – um 19 Prozent. Dieser starke Anstieg war allerdings vor allem auf das – aufgrund von Sondereffekten – sehr niedrige Vorjahresniveau zurückzuführen und wird sich in den kommenden Monaten nicht fortsetzen. In Österreich sanken die Neuzulassungen um 6,9 Prozent, nachdem sie im Gesamtjahr 2023 noch um elf Prozent gestiegen waren. Im Vergleich zu Jänner 2019 ergibt sich ein Rückgang um 31 Prozent.
„Die schwache Konjunktur und die erheblichen geopolitischen Spannungen führen zu Kaufzurückhaltung sowohl bei Privatleuten als auch bei Unternehmen, aus diesem Grund steht der EU-Neuwagenmarkt auf der Bremse“, erklärt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY.
EU-Neuwagenmarkt mit leichtem Wachstum
Unterm Strich wird der EU-Neuwagenmarkt in diesem Jahr voraussichtlich nur leicht wachsen. Der geringen Kaufneigung der Kund:innen versuchen die Autohersteller mit Rabatten zu begegnen:
„Die Zurückhaltung beim Neuwagenkauf kam für viele überraschend, gerade im Elektrosegment hatte die Branche mit einem deutlich stärkeren Wachstum gerechnet. Jetzt greift man zu altbekannten Mitteln, was wiederum auf die Marge schlägt. Ob niedrigere Neuwagenpreise die Kund:innen wieder verstärkt in die Autohäuser locken, bleibt abzuwarten“, unterstreicht der Experte.
Anhaltendes Wachstum bei Elektroautos
Im Jänner stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos in der EU um 29 Prozent. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2023 hatte das Absatzwachstum noch bei 37 Prozent gelegen. In Österreich wurde im Jänner 2024 ein Mini-Wachstum von 2,8 Prozent registriert.
In den meisten Ländern sind Elektroautos nach wie vor ein Nischenprodukt: In 14 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im Jänner unter zehn Prozent. Der EU-weite Marktanteil von Elektroautos lag mit 10,9 Prozent deutlich unter dem Wert des Vormonats Dezember (18,5 %), aber über dem Vorjahreswert (Jänner 2023: 9,5 %). In Österreich wurde im Jänner ein Elektro-Marktanteil von 16,1 Prozent erreicht – nach 14,6 Prozent im Vorjahresmonat.
Axel Preiss rechnet nicht damit, dass die Neuzulassungen von Elektroautos im laufenden Jahr stark steigen werden, auch weil Großabnehmer wie beispielsweise Autovermieter aufgrund der fehlenden Nachfrage im Vermietungsgeschäft, einer schlechten Restwertentwicklung und hoher Reparaturkosten bei Elektroautos immer zurückhaltender werden:
„Dieser Entwicklung entgegenwirken könnten noch neue Vorschriften für Dienstwägen bei Großkonzernen, denn diese haben auch eigene ESG-Ziele, die es zu erreichen gilt.“
Skandinavien bleibt Vorreiter der E-Mobilität
Die höchsten Marktanteile von Elektroautos wurden im Jänner in Dänemark und Schweden mit 35 Prozent und 29 Prozent registriert. Den niedrigsten Marktanteil wiesen Italien und Kroatien mit zwei Prozent auf. Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von vier Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Kroatien bis zu 52 Prozent in Schweden.
„Skandinavische Länder zählen zu den Vorreitern, dort wurden frühzeitig entsprechende Rahmenbedingungen und Anreize geschaffen. Dagegen spielen Elektroautos auf dem osteuropäischen Neuwagenmarkt noch keine Rolle, das spiegelt sich auch in der Ladeinfrastruktur wider. Dem gegenüber stehen die ambitionierten Pläne der EU hinsichtlich E-Mobilität. Es ist fraglich, ob diese in Anbetracht des aktuellen Standes realisierbar sind“, ergänzt der Experte abschließend.
Plug-in-Hybride gewinnen Marktanteile
Plug-in-Hybride erfreuen sich weiter steigender Beliebtheit – auch dank anhaltender Förderung. In 22 der 27 Länder legte der Absatz von Plug-in-Hybriden im Jänner zu. Insgesamt kletterte die Zahl der Neuzulassungen EU-weit um 24 Prozent und in Österreich um 21 Prozent.