Unternehmen und die Förderung einer authentischen Biodiversitätsstrategie

Nur 16 Prozent der Betriebe im DACH-Raum widmen sich dem Schutz der biologischen Vielfalt.
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Unternehmen und die Förderung einer authentischen Biodiversitätsstrategie
Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini in Österreich.

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Biodiversität erachten weltweit fast neun von zehn Entscheidungsträger in der Wirtschaft als wichtig für den Planeten. Dennoch steht der Schutz der biologischen Vielfalt weit unten auf den Agenden der Unternehmen; mehr Aufmerksamkeit wird derzeit der Eindämmung des Klimawandels zuteil, so die neue Studie „Preserving the fabric of life: why biodiversity loss is as urgent as climate change“ des Capgemini Research Institute.

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Der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt sind eng miteinander verknüpft. Bei den meisten Organisationen liegt der Fokus derzeit auf Klimaschutzfragen – und die Mehrheit der Führungskräfte international (53 Prozent) glaubt, dass Biodiversitätsschutz im Vergleich zur Dekarbonisierung eine geringere Priorität hat. Mehr als die Hälfte der befragten Manager weltweit sehen es laut Studie nicht als die Aufgabe der Privatunternehmen an, sich für biologische Vielfalt einzusetzen; sie müssten lediglich Regularien zu ihrem Schutz umsetzen.

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Führungskräfte verkennen Dringlichkeit

International ordnet fast die Hälfte der Entscheidungsträger (47 Prozent) den Verlust von Biodiversität als ein mittelfristiges Risiko für ihr Unternehmen ein; 30 Prozent sehen darin ein langfristiges Risiko (2050), wohingegen nur 17 Prozent den Verlust als unmittelbares Problem betrachten.

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Die Risikowahrnehmung unterscheidet sich dabei von Land zu Land erheblich. In Deutschland etwa halten nur 7 Prozent den Biodiversitätsverlust für ein unmittelbares Unternehmensrisiko; 39 Prozent sehen ihn als ein mittel- und 53 Prozent als langfristiges. Die Studienautoren schätzen, dass die weltweiten Unternehmensinvestitionen in den Erhalt der biologischen Vielfalt bislang weniger als fünf Prozent dessen betragen, was von allen staatlichen und privaten Stakeholdern innerhalb der nächsten zehn Jahre benötigt wird, um reversible Schäden an der biologischen Vielfalt der Ökosysteme auszugleichen.

„Alle Wirtschaftszweige sind auf Biodiversität und Ökosysteme angewiesen. Sei es in Form von Ressourcen wie Wasser oder Naturfasern oder in Form von Ökosystemleistungen wie Gewässerregulierung oder Bodenfruchtbarkeit: Eine lebendige und funktionierende Biosphäre ist entscheidend für das menschliche Wohlergehen, für das Erreichen weiter gefasster Nachhaltigkeitsziele sowie für Wirtschaftswachstum und Stabilität. Viele Unternehmen allerdings unterschätzen ihren Einfluss auf den Verlust biologischer Vielfalt sowie ihre Verantwortung für deren Schutz und Wiederherstellung“, kommentiert Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini in Österreich.

Großteil der Unternehmen ohne Strategie

Obwohl Organisationen sich zunehmend der katastrophalen Folgen des Verlusts der Artenvielfalt und damit verbundener Schädigungen der Ökosysteme bewusst sind, verfügt international nur ein Viertel der Unternehmen über eine Strategie zu ihrem Schutz. Australien (15 Prozent), Deutschland (16 Prozent), Kanada (17 Prozent) und Italien (18 Prozent) liegen dabei am weitesten zurück.

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Biodiversitätsstrategien können unterschiedlichste Initiativen wie die Entwicklung wissenschaftsbasierter Ziele, Investitionen in Kreislaufwirtschaft oder die Berücksichtigung von Umweltfolgen bei Investitionsentscheidungen umfassen. Aktuell fokussieren sie sich stärker auf die Erhaltung, Renaturierung und Sanierung an Land als auf Süßwasser- und Meeresprojekte.

Im Allgemeinen erkennen Unternehmensverantwortliche an, wie wichtig die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist, doch 59 Prozent der Befragten sehen in der Komplexität von Biodiversität eine Herausforderung: Während CO2 sich eindeutig definieren, messen und dokumentieren lässt, ist es schwieriger, die biologische Vielfalt zu quantifizieren, zu überwachen und konkrete Auswirkungen zu evaluieren. Diese Komplexität führen sie auf das Fehlen weltweit einheitlicher Maßstäbe zur Messung und Analyse von Effekten auf die biologische Vielfalt, auf Unklarheiten bei den Zielsetzungen und auf einen Mangel an Fachkräften rund um Biodiversität zurück.

Biodiversität und Lieferketten

Viele Unternehmen haben Artenschutzbelange zu einem integralen Bestandteil ihrer Lieferketten gemacht: Laut 58 Prozent der befragten Manager international und 62 Prozent der deutschen hat ihr Unternehmen den Code of Conduct für Lieferanten um Anforderung zum Schutz der Biodiversität erweitert. Etwa die Hälfte der Befragten erklärte, dass ihr Unternehmen in abholzungsfreie Lieferketten investiert und von seinen Lieferanten nachhaltige Waldbewirtschaftung einfordert.

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Im Branchenvergleich weist der Konsumgütersektor den höchsten Anteil (26 Prozent) an Unternehmen auf, die die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die biologische Vielfalt bereits evaluiert haben; der niedrigste Anteil (14 Prozent) findet sich im öffentlichen Sektor. In Bezug auf die Lieferketten gibt der Einzelhandel die höchste Quote abgeschlossener Folgenabschätzungen (26 Prozent) an, während die Land- und Forstwirtschaft diesbezüglich die niedrigste Quote (10 Prozent) aufweist.

Investitionen in Kreislaufwirtschaft

Um erfolgreich gegen die Biodiversitätskrise anzugehen, sind Veränderungen auf drei Ebenen erforderlich: in der Organisation, im Handeln und in der Unternehmenskultur. Eine große Rolle spielt dabei die Einführung der Kreislaufwirtschaft.

Fast zwei Drittel der Manager geben an, dass ihr Unternehmen bereits Praktiken der Kreislaufwirtschaft wie Recycling und Wiederverwendung implementiert hat. Recycling und die Wiederverwendung von Materialien reduzieren die Abfallmenge und somit die Umweltverschmutzung, welche die Ökosysteme in den Meeren sowie an Land zerstört und Wildtiere gefährdet. Sie verringern zudem die Notwendigkeit, Rohstoffe aus der Natur zu gewinnen. Darüber hinaus ergreift mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen, um negative Auswirkungen auf Landflächen und Gewässer zu reduzieren.

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Technologie als Schlüssel

Zur Bewahrung von Biodiversität werden Lösungen mit künstlicher Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle einnehmen – neben Blockchain-Technologie und Sensoren, die zur Bestandsüberwachung und Lokalisierung unterschiedlicher Pflanzen- und Tierpopulationen beitragen.

Der Einsatz von KI und Robotik kann beim Erfassen von Arten helfen und beobachtungsbedingte Störungen der lokalen Biodiversität minimieren. Auch synthetische Biologie wird zur Lösung einiger der größten Umweltgefahren wie Plastikverschmutzung und Chemikalienbelastung beitragen. Fast drei Viertel der befragten Manager international – in Deutschland fast zwei Drittel – sehen Digitaltechnologien als Schlüsselfaktoren für Maßnahmen ihrer Organisation zum Schutz der biologischen Vielfalt an. Im Einklang damit investieren die Unternehmen insbesondere in KI und maschinelles Lernen (31 Prozent international, 28 Prozent der deutschen), gefolgt von 3D-Druck (30 Prozent international, 36 Prozent der deutschen) und Robotik (28 Prozent international, 34 Prozent der deutschen Unternehmen).

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Unternehmen und die Förderung einer authentischen Biodiversitätsstrategie

„Für Unternehmen ist es an der Zeit, proaktiv die individuell vielversprechendste Strategie zum Schutz der Biodiversität zu definieren – zumal verpflichtende Regulierungen auf dem Weg sind. Geeignete Methoden und Frameworks wie das der TNFD (Task Force on Nature-related Financial Disclosures) stehen bereits zur Verfügung. Zentral wird dabei neben Investitionen und Innovation auch die Kooperation mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und NGOs sein“, verdeutlicht Martina Sennebogen abschließend.

Mehr Infos zum vollständigen Report finden Sie hier

https://www.capgemini.com

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