In Gold We Trust-Report 2023 – Einflussfaktoren und Trends am Goldmarkt

Was Goldinvestoren über geopolitische Spannungen, Inflation und Nachfrage wissen müssen.
© Incrementum AG / APA-Fotoservice/Schedl
In Gold We Trust-Report 2023 – Einflussfaktoren und Trends am Goldmarkt
Im Bild v.l.n.r.: Mark Valek (Partner der Incrementum AG) und Ronald Peter Stöferle (Partner der Incrementum AG)

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Der mittlerweile 17. – In Gold We Trust-Report wurde im Rahmen einer internationalen und live im Internet übertragenen Pressekonferenz präsentiert. Autoren des Reports sind die beiden Fondsmanager Ronald-Peter Stöferle und Mark J. Valek vom liechtensteinischen Vermögensverwalter Incrementum AG.

Riskantes Spiel mit der Geldpolitik

Die deutlich verspätete Einsicht seitens der Notenbanker, dass die Inflation nicht temporär ist, führte insbesondere in den USA zu einer geldpolitischen Notbremsung. „Mit der nun einsetzenden konjunkturellen Abschwächung und den nach wie vor zu hohe Inflationsraten wird das geldpolitische Trilemma – Preisstabilität vs. Konjunkturstützung vs. Finanzmarktstabilität –, vor dem wir warnten, nun immanent“, erklärt Ronald Peter Stöferle, Partner der Incrementum AG. Trotz der radikalen geldpolitischen Straffung erweist sich die Inflation als überaus hartnäckig. Bis zuletzt hatte die Federal Reserve signalisiert, dass sie bereit ist, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Teuerung wieder in den Griff zu bekommen.

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

In der Eurozone setzte die monetäre Bremsung deutlich später ein und geht langsamer vonstatten. Dementsprechend hartnäckig erweisen sich auch die hohen Inflationsraten, welche aber diesseits wie jenseits des Atlantiks aktuell eher rückläufig sind. Wohlgemerkt steigen die Konsumentenpreise weiter, nur in einem etwas gemächlicheren Tempo, zuletzt mit 7,0% gemessen am HVPI in der Eurozone. Die für die Geldpolitik wichtigen Kerninflationsraten bewegen sich in der Eurozone und auch in den USA auf weiterhin deutlich erhöhtem Niveau und signalisieren keine Entspannung.

Das Finanzsystem und die Fragilitätsfrage

Nach eineinhalb Dekaden Liquiditätsflut und Niedrigzinsen treten nun, nach dem abrupten Entzug der Nullzinsära, zunehmend ökonomische Entzugserscheinungen auf.

„Die stärksten und schnellsten Zinsanhebungen in den Industrienationen seit über 40 Jahren haben bereits erste Opfer gefordert“, analysiert Roland Peter Stöferle.

Das Pensionsfondsdebakel in Großbritannien, die Schließung des „Blackstone Real Estate Income Trust“, diverse Kalamitäten im Kryptobereich – allen voran die spektakuläre FTX-Pleite – sind nur einige Beispiele für die Konsequenzen der abrupten Zinswende. Auch für die US-Bankenpleiten waren die dramatischen Zinserhöhungen wesentlich mitverantwortlich. Zusammengerechnet mussten seit Anfang März bereits mehr als 500 Mrd. USD abgeschrieben werden. Das ist ein klares Warnsignal dafür, dass das Finanzsystem deutlich fragiler ist, als allgemein vermutet.

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

Für Vertraute der österreichischen Konjunkturzyklustheorie, die von Ludwig von Mises und Friedrich A. von Hayek begründet wurde, war voraussehbar, dass die radikale Zinswende starke Verwerfungen auslösen würde.

„Die Finanzgeschichte bestätigt diese Theorie empirisch eindrucksvoll. Künstliche Booms sind regelmäßig die Folge von Niedrigzinsen und Liquiditätsflutungen, die anschließenden Zinserhöhungen führen zu Insolvenzen, Rezessionen und oftmals zu entsprechenden Kurseinbrüchen“, erklärt Mark Valek, Partner der Incrementum AG.

Rezession?

Eine entscheidende Frage hierfür ist laut Mark Valek folgende: „Kann die Federal Reserve ihre restriktive Geldpolitik fortsetzen und die Teuerungsrate wieder auf 2% drücken, ohne eine gravierende Rezession bzw. eine neuerliche Finanzkrise auszulösen? Die Zentralbanken werden das System erneut mit expansiven, stimulierenden Maßnahmen retten müssen, damit aber eine weitere Teuerungswelle riskieren. Die Karten müssen spätestens dann auf den Tisch gelegt werden, wenn die Schmerzen bei den Banken, an den Kapitalmärkten oder in der Realwirtschaft zu groß werden.“

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

„Die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession in den USA verdichten sich bereits. Die stark invertierte Zinskurve, ein langsam schwächelnder Arbeitsmarkt, der „Leading Economic Indicator“ (LEI) – alle diese Indikatoren lassen wenig Raum für konjunkturellen Optimismus“, ergänzt Roland Peter Stöferle.

Entwicklung der Inflation

Zentralbanker fürchten eine Wiederholung der Geschichte wie unter Arthur Burns in den 1970er-Jahren. „Unsere Basisszenario deutet auf eine strukturell höhere Inflation bei höherer Volatilität der Inflationsraten hin“, merkt Mark Valek an. Einige der Entwicklungen, die für längerfristige Teuerung sprechen, sind:

► De-Globalisierung und Nearshoring
► Chronische Budgetdefizite und die zunehmende fiskalische Dominanz
► De-Dollarization
► Energiepreisabfederungsprogramme
► Energiewende, Dekarbonisierung
► Aufrüstung und Kriegswirtschaft
► Steigende Handelsbarrieren, ökologisch wie auch (geo-)politisch begründet
► Sanktionen von nicht genehmen Handelspartnern
► Der Trend zur Verstaatlichung von Rohstoffproduzenten

Wie auch die Vergangenheit gezeigt hat, steigt während eines Umfeldes erhöhter Inflationsraten auch die Volatilität der Teuerungsraten. Der Vergleich der derzeitigen Teuerungswelle mit jenen aus den 1970er-Jahren ist in diesem Zusammenhang ein interessanter. Bemerkenswert ist, dass dieser Vergleich, den die Autoren bereits im vergangenen Jahr exakt in dieser Form gebracht haben, auch 12 Monate später immer noch erstaunlich passend ist, wenngleich darauf hinzuweisen ist, dass die Skalierung nicht exakt dieselbe ist.

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

Der Einfluss der Geopolitik

An vorderster Front des geopolitischen Showdowns stehen der „kollektive Westen“ mit den USA als unangefochtene Führungsmacht auf der einen Seite sowie China, Russland und der sich um diese beiden Schwergewichte formende Block auf der anderen Seite. Mit Letzterem assoziiert sich eine beachtliche Anzahl weiterer Schwellenländer u. a. auch formell über Organisationen, die die US-zentrische Weltordnung direkt oder indirekt herausausfordern.

„Als ein zentrales Beispiel einer solchen Vereinigung sind die BRICS-Staaten zu nennen, denen sich 19 weitere Staaten aus Asien, Afrika und Südamerika anschließen wollen. Und gerade diese Staaten haben seit 2008 ihre Goldbestände aufgestockt und ihre US-Dollar-Reserven abgebaut“, konstatiert Roland Peter Stöferle.

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

Dieser Trend hat sich als Folge der Sanktionen gegenüber Russland, wie bereits im In Gold We Trust-Report 2022 prognostiziert, noch einmal beschleunigt. Die aufstrebenden Länder haben die „Militarisierung des Geldes“ aufmerksam zur Kenntnis genommen und versuchen nun, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar weiter zu reduzieren.

„Eine der wenigen neutralen und liquiden Reservewährungen in diesem politischen Umfeld ist und bleibt Gold“, führt Roland Peter Stöferle aus. Die Zentralbankkäufe waren im Jahr 2022 so hoch wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr, wobei ein Großteil dieser Zukäufe in der zweiten Jahreshälfte registriert wurde, also nach dem Einfrieren der russischen Währungsreserven.

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

Das wachsende politische Selbstbewusstsein der BRICS-Staaten ist eine logische Konsequenz ihrer zunehmenden ökonomischen Bedeutung. „In Kaufkraftparität gemessen weisen diese Länder seit 2021 aggregiert ein höheres BIP aus als die G7- Staaten“, spricht Mark Valek diesen Vergleich an. Mit der Ausnahme von China spricht auch die demographische Situation für ein langfristig deutlich höheres Wachstumspotenzial in den BRICS-Staaten als im Westen.

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

Gold ist Gold

„Da wir von einer deutlichen wirtschaftlichen Abschwächung ausgehen, haben wir uns dieses Jahr besonders intensiv mit der Performance unterschiedlicher Asset-Klassen während einer Rezession auseinandergesetzt. Dafür haben wir Rezessionen in 5 Phasen unterteilt, inklusive einer Vor- und einer Nachlaufphase, und diese entsprechend analysiert. Die Auswertung für Gold, Silber, Aktien, Rohstoffe und Minenaktien zeigt, dass sich Gold insgesamt am besten als Rezessions-Hedge eignet, mit einer durchschnittlichen Performance von 10,6% während der gesamten Rezession“, sagt Roland Peter Stöferle.

Allerdings bestehen erhebliche Unterschiede in der Performance von Gold während der verschiedenen Rezessionsphasen.

© In Gold We Trust-Report 2023 / Incrementum

Während in Phase 1 und Phase 2 die Performance von Gold mit 10,9% und 5,7% immer noch sehr positiv ist, insbesondere im Vergleich zur Performance der anderen Assets, fällt sie in den späteren Phasen (3–5) mit nur noch 2,9%, 2,7% und 2,6% deutlich schwächer aus. Silber ist mit einer durchschnittlichen Performance von -9,0% während der gesamten Rezession kein zuverlässiger Rezessions-Hedge. Dies liegt vermutlich daran, dass Silber inmitten des Abschwungs viel mehr als konjunktursensitives Industriemetall, denn als monetäres Metall wahrgenommen wird. In den Monaten vor und nach der Rezession (Phase 1 und 5) schneidet Silber im Vergleich allerdings überdurchschnittlich gut ab.

Ausblick

„Wir bestätigen unser langfristiges Goldpreisziel, das wir im In Gold We Trust-Report 2020 basierend auf unserem proprietären Goldpreismodell berechnet haben. Dieses liegt im Basisszenario am Ende der Dekade bei 4.800 USD. Um dies in den Kontext zu setzen, dies entspricht einer annualisierten Rendite von etwas über 12% p.a. bis zum Dezember 2030. Zum Vergleich, in den 2000er-Jahren lag die annualisierte Rendite bei knapp 14,5%, in den für Gold vergleichsweise renditearmen 2010er-Jahren lag der Wert bei 3,3%“, bescheinigt Mark Valek.

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„Dass wir derzeit hinter dem statistischen Pfad der prognostizierten Aufwertung für die Dekade liegen, lässt sich fundamental durch die scharfen Zinserhöhungen gut erklären. Sofern sich der von uns beschriebene anstehende Showdown in der Geld- und Geopolitik entsprechend manifestiert und das Allzeithoch auch in US-Dollar übertroffen wird, rechnen wir mit einer beschleunigten Aufwertung des Goldpreises in den kommenden Jahren“, ergänzt Roland Peter Stöferle abschließend.

Mehr Infos zum Report finden Sie hier

https://www.incrementum.li

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