Künstliche Intelligenz (KI) – Zukunftstechnologie oder komplexe Gefahr? 

Shanna Strauss-Frank geht der Frage nach, ob man guten Gewissens in KI investieren kann.
© Freedom Finance Germany GmbH
Künstliche Intelligenz (KI) – Zukunftstechnologie oder komplexe Gefahr?
Shanna Strauss-Frank, Österreich-Sprecherin der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe.

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Der Markt für künstliche Intelligenz wächst, doch mit ihm auch die Zweifel. Fordern die einen überwältigt von den Fähigkeiten eine sofortige KI-Pause, um Auswirkungen und Gefahren eruieren zu können, erkennen die anderen darin eine Zukunftstechnologie. In welchen Branchen gibt es das größte Wachstumspotenzial und kann man nun überhaupt guten Gewissens in KI investieren? 

Globale Entwicklungen 

Trotz europaweiter Teuerung, dem Fachkräftemangel und damit verbundenen Budgetkürzungen investieren internationale Tech-Riesen wie Apple oder Microsoft derzeit erhebliche Summen in die Industrie 4.0. 

Haben die Vereinigten Arabischen Emirate seit einigen Jahren sogar einen Staatsminister für künstliche Intelligenz, bemängeln Experten in Österreich eine fehlende Basisstrategie. Denn während Deutschland 2021 fünf Milliarden Euro in die KI-Forschung steckte, investierte Österreich gerade einmal sieben Millionen Euro – ungefähr gleich viel wie Uganda. 

© PantherMedia/biancoblue (YAYMicro)
Künstliche Intelligenz (KI) – Zukunftstechnologie oder komplexe Gefahr?

Wachstum in Milliardenhöhe 

„Im letzten Jahr erfuhr der KI-Markt ein erhebliches Wachstum im Bereich des „Deep-Learnings“ – wie zum Beispiel in der Audio-, Video- oder Texterkennung. Aber auch im Segment des maschinellen Lernens wird enorm viel weiterentwickelt und investiert, wenn es um Clustering, Visualisierung und Filterung geht. Der größte Anteil des Marktes entfällt auf KI-gestützte Software“, erklärt Shanna Strauss-Frank, Österreich-Sprecherin der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe. 

Beliefen sich die Investitionen in die Forschung und Entwicklung künstlicher Intelligenz 2019 noch auf knapp 37,5 Milliarden Dollar, lag das Investitionsvolumen 2022 schon bei 118 Milliarden Dollar und bis 2026 sollen es 300 Milliarden Dollar werden – das wäre fast eine Verdreifachung in nur wenigen Jahren. 

Vor allem Nordamerika dominiert derzeit den KI-Markt, speziell Cloud Computing und IoT (Internet of Things) stehen hoch im Kurs. 

„Der globale Markt für KI wurde im letzten Jahr auf knapp 119 Milliarden Dollar geschätzt. Bis 2030 soll er bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 38,1 Prozent auf rund 1,5 Billionen Dollar ansteigen“, unterstreicht die Expertin das Potenzial. 

Branchenspezifischer Anwendungsbereich 

Relativ früh wurde künstliche Intelligenz in der Automobilindustrie, im Zuge des autonomen Fahrens, zum Thema. „In vielen Branchen wird KI auch herangezogen, um Vorhersagen zu treffen. Seien es Prognosen für den Straßenverkehr, oder im Bereich der Cybersecurity. Auch in der Finanzbranche soll durch künstliche Intelligenz die Betrugserkennung erhöht werden, hier ist aber vor allem der Handel durch Algorithmen spannend. Bis 2025 soll der Markt für KI im Finanzsektor 26 Milliarden Dollar erreichen“, verdeutlicht Shanna Strauss-Frank. 

© PantherMedia/videoflow
Künstliche Intelligenz (KI) – Zukunftstechnologie oder komplexe Gefahr?

Nicht zu unterschätzen sei zudem die Bedeutung künstlicher Intelligenz im E-Commerce: Hier wird ein Marktvolumen von 45 Milliarden Dollar bis Ende des Jahres erwartet und Software für Produktempfehlungen und das Lieferkettenmanagement zählen zu den häufigsten Anwendungsbereichen. Hinzu kommen Chat-Bots, die das Kundenerlebnis personalisieren und Kundenanfragen beantworten sollen. 

Potenzial auch im Gesundheitswesen 

Vor allem die Gesundheitsbranche, in welcher mit KI-Geräten die Ergebnisse für Patienten verbessert, und Kosten gesenkt werden können, haben großes Potenzial. Wie groß dieses Interesse ist, zeigt eine McKinsey Untersuchung aus dem Jahr 2017: 

Bis zu 700.000 Anträge auf Kostenrückerstattung bekam laut damaliger Datenlage eine mittelgroße deutsche Versicherung jedes Jahr von Krankenhäusern übermittelt. Dabei ist der Versicherer dazu verpflichtet diese Rechnungen zu prüfen – dafür bedarf es nicht nur mehrere hunderte Mitarbeiter, auch erweist sich fast jede zehnte Abrechnung als fehlerhaft. Der Einsatz von KI kann hier nicht nur Personal entlasten, sondern auch die Erfolgsquote verbessern. Denn die Prüfalgorithmen identifizieren die tatsächlich fehlerhaften Rechnungen und weisen beispielsweise nur Anträge mit hoher Erfolgsaussicht für die Kasse zur menschlichen Bearbeitung aus. 

„Doch auch Anwendungsbereiche wie die Roboterchirurgie oder virtuelle Pflegeassistenten sind nicht zu vergessen. Der Markt für KI im Gesundheitswesen soll bis 2025 34 Milliarden Dollar erreichen“, analysiert Shanna Strauss-Frank. 

Wie medizinische Behandlungen in der Industrie 4.0 aussehen können, zeigt bereits das börsennotierte Unternehmen Teladoc Health, einer der führenden Anbieter von Telegesundheitsdiensten. Patienten können sich so auch aus der Ferne von Fachpersonal beraten lassen. Teladoc nutzt dabei die KI, um virtuelle Pflegelösungen zu entwickeln und auch um Patienten ortsunabhängig diagnostizieren und behandeln zu können. 

© PantherMedia/Yuri Arcurs
Künstliche Intelligenz (KI) – Zukunftstechnologie oder komplexe Gefahr?

Investoren im Zwiespalt 

Während die Anwendungsmöglichkeiten beträchtlich sind, werden auch warnende Stimmen immer lauter. Doch die Forderung nach einer Entwicklungspause klingen auf den ersten Blick drastischer, als sie tatsächlich sind: 

„Die Aussetzung soll sich primär auf eine Untergruppe beziehen, nämlich auf den Bereich der generativen künstlichen Intelligenz wie die Bild- und Texterstellung. Eine Software zur Datenverarbeitung von Lagerbeständen wäre aber beispielsweise von dem Stopp wohl nicht betroffen. Investoren sehen sich dennoch im Zwiespalt, einerseits wächst der Markt enorm schnell und lockt Milliarden von Dollar an Risikokapital, privaten Aktien und Unternehmensinvestitionen an. Andererseits sind die Technologien noch lange nicht perfekt und stoßen oft an ihre Grenzen“, so Shanna Strauss-Frank. 

Investoren müssten demnach ihren Wunsch nach Profit und Innovation mit ihrer Verantwortung abwägen, welche ethischen, sozialen und rechtlichen Auswirkungen auftreten können. 

Abschließend hält die Expertin fest: „Forscher, Unternehmen und Regierungen müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Entwicklung und Anwendung von künstlicher Intelligenz von ethischen Grundsätzen geleitet wird und dass geeignete Sicherheitsmaßnahmen vorhanden sind, um unbeabsichtigte Folgen oder Missbrauch zu vermeiden.“ 

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