Als großes Thema der Stunde spielt Künstliche Intelligenz für die Zukunft unserer Arbeit und Bildung eine richtungsweisende Rolle. Der jüngste Erfolg von ChatGPT zeigt: KI hat unseren Alltag erreicht. Doch KI und KI-Tools wie ChatGPT sind in Österreich noch stark umstritten. Zwar erkennen die Österreicher:innen durchaus das Potenzial der Anwendungen, aber dennoch überwiegen Vorbehalte und Unsicherheiten.
Hype oder schon Realität?
ChatGPT ist aktuell noch mehr Hype als Realität: Rund 18 Prozent der Österreicher:innen nutzen das KI-Tool oder haben es bereits genutzt. Dabei ist ChatGPT vor allem bei Jüngeren beliebt: Rund ein Drittel (34 %) der Gen Z (12-28 Jahre) gibt an, das KI-Tool zu nutzen oder bereits genutzt zu haben. Bei den Millennials (29-42 Jahre) sind es 22 Prozent, bei der Gen X (43-57 Jahre) 11 Prozent und bei der Generation Baby-Boomer (58-76 Jahre) nur mehr 6 Prozent.
Doch das Interesse der Österreicher:innen ist geweckt und ChatGPT hat Zukunftspotenzial: Rund ein Viertel (26,7 %) der Befragten, die das Tool bisher noch nicht nutzen, möchten das in naher Zukunft tun. Die Anzahl der Nutzer:innen könnte sich also schon bald erhöhen.
„Egal ob die neue Text-KI GPT4 oder bilderkennende Analysetools, die zum Beispiel Brustkrebs schon Jahre vor dem Ausbruch erkennen können: KI-Lösungen verbessern sich laufend. Fast täglich gibt es derzeit Meldungen über Meilensteine in der Anwendung von künstlicher Intelligenz. KI wird auf diese Weise gerade jetzt Teil unseres Alltags und wir erleben sozusagen Technologiegeschichte“, erläutert Andreas Hladky, Partner und Leiter des Bereichs Digital Consulting bei PwC Österreich.
Kurios oder nützlich?
ChatGPT erfüllt für die Österreicher:innen vielfältige Funktionen. Die derzeitig aktiven und potenziell zukünftigen Nutzer:innen geben an, das KI-Tool bereits für die folgenden Anwendungszwecke zu nutzen oder zukünftig nutzen zu wollen: Beruflich wie auch privat zum Übersetzen und Verfassen von fremdsprachigen Texten (75 %), wie eine Suchmaschine als Google-Alternative (73 %), um erfundene Texte für Unterhaltungszwecke zu verfassen wie Witze, Songtexte oder Geschichten (61 %) sowie um berufsbezogene Texte zu verfassen (55 %).
Auch Schüler:innen und Student:innen haben die Vorteile von ChatGPT für sich entdeckt. So wird das KI-Tool bereits für schulische Zwecke genutzt oder soll dafür zukünftig verstärkt verwendet werden: als virtueller Lehrer, der komplexe Sachverhalte einfach erklärt, um sich auf Prüfungen besser vorbereiten zu können (57 %), zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten wie Hausarbeiten und Referate (38 %) sowie zum „Schummeln“ während Prüfungen (33 %).
Die KI-Anwendung ist darüber hinaus sogar als „Liebesflüsterer“ begehrt: Rund ein Drittel (37 %) der Befragten lassen sich von ChatGPT Nachrichten für ihre Liebsten verfassen oder haben dies zukünftig vor. Zu dieser Art Liebespost zählen zum Beispiel Liebesgrüße, -briefe, oder -gedichte. Bei rund einem Viertel (26 %) der Gen Z und bei fast einem Fünftel (18 %) der Millennials kam ChatGPT als Liebeshelfer bereits zum Einsatz.
Chance oder Gefahr?
Obwohl die Österreicher:innen vom Zukunftspotenzial von ChatGPT und KI überzeugt sind, überwiegen aktuell noch Vorbehalte: Fast zwei Drittel (63 %) der Befragten sind der Meinung, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT unsere Gesellschaft – vor allem im Arbeits- und Bildungsbereich – revolutionieren werden. Dennoch haben 67 Prozent nur wenig Vertrauen in KI-Anwendungen und empfinden deren zunehmenden Einsatz als beängstigend oder beunruhigend. Das Misstrauen ist mit 56 Prozent bei der Gen Z am geringsten und bei der Generation Baby-Boomer mit 81 Prozent am stärksten ausgeprägt.
Zu den größten Sorgen und Ängsten der Österreicher:innen zählen, dass ChatGPT und KI verstärkt für Betrugsmaschen eingesetzt werden könnten (78 %) und auf unseriöse Informationsquellen zurückgreifen oder Falschinformationen darstellen (77 %) könnten. Zudem haben die Befragten moralische und ethische Bedenken (67 %).
Sie sorgen sich auch um den Schutz ihrer Privatsphäre sowie persönlichen Daten und erachten ChatGPT und KI als potenzielle Bedrohung für gesellschaftliche Grundrechte wie die Meinungsfreiheit (67 %). Darüber hinaus haben fast zwei Drittel (65 %) der Österreicher:innen die Sorge, dass KI in ferner Zukunft übermächtig oder sogar unkontrollierbar werde und dass sie durch ihren hohen Energieverbrauch eine zusätzliche Belastung für unsere Umwelt sein könnte (61 %).
Die meisten Sorgen macht sich die Gen Z um unseriöse Informationsquellen und Falschinformationen (66 %), bei der Generation Baby-Boomer ist hingegen die Angst vor Betrugsmaschen (87 %) am größten. Das geringe Vertrauen in ChatGPT und KI lässt Forderungen nach strengeren Regulierungen laut werden: Rund 8 von 10 Österreicher:innen (81%) fordern, dass ChatGPT und andere KI-Anwendungen strenger reguliert, überwacht und regelmäßig überprüft werden sollten, um Datenschutz, Neutralität und Korrektheit zu gewährleisten.
Sorge um den Arbeitsplatz?
63 Prozent sind der Meinung, dass KI und KI-Anwendungen wie ChatGPT in Zukunft zahlreiche Arbeitsplatze in Österreich bedrohen und für einen Wandel in der Arbeitswelt sorgen könnten. Dabei glaubt rund ein Drittel (37 %), dass der eigene Arbeitsplatz ganz oder zumindest teilweise ersetzt werden könnte.
Insbesondere bei der Gen Z bangt jede:r Zweite um den eigenen Arbeitsplatz (50 %). Bei den Millennials (37 %) sowie der Generation Baby-Boomer (32 %) ist es nur rund jede:r Dritte. Dennoch sehen viele Österreicher:innen auch Vorteile im Einsatz von KI: Mehr als die Hälfte (57 %) denkt, dass dadurch mühsame und lästige Aufgaben wegfallen könnten und sich die Arbeit effizienter gestalten lassen könnte. 40 Prozent möchten, dass die Vorteile von KI genutzt und zukünftig verstärkt zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden.
„Menschen haben Angst, künstliche Intelligenz könnte künftig unsere Arbeit wegnehmen. Gleichzeitig fehlt es der Wirtschaft an Fachkräften und Talenten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Mitarbeiter:innen die Angst vor der Automatisierung zu nehmen und da – wo sinnvoll – Aufgaben und Prozesse zu vereinfachen. Das bietet gleichzeitig eine Chance: Unternehmen können so Talente “freischaufeln”, die sich dann vermehrt der Lösung wirklich wichtiger gesellschaftlicher und umweltspezifischer Herausforderungen widmen können“, so Andreas Hladky.
Verbote?
Fast drei Viertel der Österreicher:innen (73 %) sind der Meinung, dass sich der zunehmende Einsatz von KI-Anwendungen wie ChatGPT negativ auf den Bildungsbereich wie beispielsweise das Bildungsniveau junger Menschen auswirken könnte. Folglich sind fast zwei Drittel (64 %) dafür, dass der Einsatz von ChatGPT und weiteren KI-Anwendungen an Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen verboten werden sollte. Für dieses Verbot sprechen sich rund 70 Prozent der Baby-Boomer und Gen X aus, hingegen deutlich weniger die Gen Z mit nur 54 Prozent.
„Die Österreicher:innen haben Vorbehalte, dass neue Technologien den Bildungsbereich durcheinanderbringen könnten. Damit teilen sie die Sorgen, die es auch in anderen Ländern gibt. Wir stehen uns jedoch mit unserer Technologieskepsis ein wenig selbst im Weg, denn moderne Bildungseinrichtungen nützen die Technologien, anstatt sie zu verbannen und stellen damit sicher, dass ihre Schüler:innen und Student:innen zukunftssicher ausgebildet werden“, fasst KI- und Digitalisierungsexperte Andreas Hladky zusammen.
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