KI und Algorithmen: Unternehmen unterschätzen aktuelle Entwicklungen

Florian Schnitzhofer, CEO der ReqPOOL Gruppe, mahnt Betriebe zu mehr Weitsicht.
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KI und Algorithmen: Unternehmen unterschätzen aktuelle Entwicklungen
Florian Schnitzhofer, CEO der ReqPOOL Gruppe.

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Der Hype um Künstliche Intelligenz, wie GPT 3, scheint nicht abzureißen. Man spricht von revolutionären Entwicklungen, die an Komplexität nicht zu übertreffen sind. Doch in Wahrheit stehen hinter der neuen Software relativ einfache Algorithmen. Auch der Algorithmus von Google ist kein Hexenwerk. 

„Am Ende bestehen all die Programme, die uns heute noch mehr oder weniger wundersam vorkommen, aus jeder Menge Wissen, das digital gesammelt vorliegt und das dann mit logischen Formeln auf Millionen Hochleistungsservern zusammengefügt wird“, erklärt Florian Schnitzhofer. 

Software wird 80% der Unternehmensentscheidungen übernehmen 

„Mitte der 2030er Jahre könnten Unternehmen weitgehend autonom von Algorithmen und Software gesteuert werden. GPT-3 ist ein kleiner Schritt in diese Richtung“, verdeutlicht Florian Schnitzhofer, Tech-Investor und Autor des Buches „Das selbstfahrende Unternehmen“. 

Wenn 80 Prozent der Daten digital vorliegen, dann werden auch 80 Prozent der Abläufe in Unternehmen automatisiert ablaufen können. Wenn das erreicht sein sollte, könnten infolgedessen 80 Prozent der Entscheidungen von KIs und Algorithmen getroffen werden. 

© PantherMedia/Rawpixel
KI und Algorithmen: Unternehmen unterschätzen aktuelle Entwicklungen

„Die Digitalisierung ist erst der Anfang. Am Ende werden selbstfahrende Organisationen stehen – wirtschaftliche, staatliche und gesellschaftliche. Die Basis dafür werde gerade gelegt. Je mehr Daten digital vorliegen und genutzt werden, desto besser könne auch KI unterstützen und Wirkung entfalten“, so Florian Schnitzhofer. 

Unternehmen reagieren zu langsam 

Diese Meinung teilt auch Axel Wullenkord. Der Geschäftsführer der AdminiStraight GmbH, ein Spezialist für Buchhaltung und Personalwesen, mahnt Unternehmen jedoch zu mehr Weitsicht. 

„Viele Unternehmen erkennen tatsächlich die großen Potenziale von KI. Die Vorbereitung auf das, was da auf sie zukommt, ist allerdings in den meisten Fällen überraschend gering. KI ist für viele Unternehmen sehr abstrakt, denn es handelt sich nicht um ein Tool, das man von der Stange kaufen und einfach implementieren kann. Ein großes Problem besteht in der erforderlichen Datenbasis. Dass es ohne Digitalisierung keine KI gibt, ist vielfach klar. Weniger klar ist jedoch häufig, dass klar strukturierte Prozesse die Basis für eine sinnvolle Digitalisierung darstellen. Also kann es ohne saubere Prozesse auch keine KI geben. Das wird häufig übersehen oder ausgeblendet. Fehler in Prozessen lassen sich nicht einfach wegautomatisieren“, mahnt Axel Wullenkord in seinem Vortrag. 

Die meisten Unternehmen seien derzeit schlecht gerüstet für die digitale und „selbstfahrende“ Zukunft. 

Pragmatismus gefordert 

Etwas optimistischer zeigt sich Rinaldo Heck, CEO der HE-S Digital Management GmbH aus Aschaffenburg. Er wirbt für eine „pragmatische Digitalisierung“ und meint, Unternehmen sollten zunächst einfach anfangen, die Prozesse zu digitalisieren, die sie gerade haben. 

© PantherMedia/WrightStudio
KI und Algorithmen: Unternehmen unterschätzen aktuelle Entwicklungen

„Die großen Neuerungen und Change-Projekte hängen die Mitarbeiter nicht selten ab und verhindern so die eigentlich notwendige Innovation“, berichtet er aus seiner Praxis. 

Die Menschen müssten Software, KI und Algorithmen als konkrete Unterstützung im Alltag erleben, nicht als oktroyierte Super-Technologie, die über ihre Köpfe hinweg eingeführt werde. Im Kleinen anzufangen sei gerade für KMU der beste Weg, überhaupt in Richtung Digitalisierung und Automatisierung aufzubrechen. 

Kein Beschäftigungsrückgang durch KI 

Jörg Rocholl, Präsident der internationalen Wirtschaftsuniversität ESMT Berlin, befasste sich im Rahmen seines Beitrages vor allem mit gesellschaftlichen und ökonomischen Fragen. 

„KI wird alle Bereiche des Lebens beeinflussen, aber nicht dazu führen, dass uns die Beschäftigung ausgeht. KI habe Grenzen, spätestens da, wo es um Kreativität, Empathie und menschliche Interaktion geht. KI werde den Alltag vieler Menschen erleichtern, sie von vielen lästigen Aufgaben und Routinen befreien und sicher auch manches Berufsbild überflüssig machen. Aber es werden auch viele neue Berufe entstehen, von denen wir heute noch gar nicht wissen, dass wir sie einmal brauchen werden. Vieles lasse sich auch gar nicht „technisieren“, insbesondere in den sozialen, pflegerischen und Dienstleistungsberufen stoße KI an ihre natürlichen Grenzen“, konstatiert der Wirtschaftswissenschafter. 

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KI und Algorithmen: Unternehmen unterschätzen aktuelle Entwicklungen
ReqPOOL empfängt prominente Redner zur Club-Lounge im Berlin Capital Club. (v.l.n.r.: Helge Sych (Moderator der Club Lounge), Dr. Axel Wullenkord, Achim Röhe, Romy Lehmann (ReqPOOL-Eventmanagement), Rinaldo Heck, Florian Schnitzhofer, Prof. Jörg Rocholl)

Jörg Rochol mahnt ebenfalls zu mehr Weitsicht und erinnert an die berühmten Worte von Microsoft-Gründer Bill Gates: 

„Die Menschen überschätzen immer die Veränderungen, die in den nächsten zwei Jahren stattfinden werden, und unterschätzen die Veränderungen, die in den nächsten zehn Jahren stattfinden werden.“ 

Resilienz als Maxime 

Achim Röhe, der unlängst sein Buch „Das resiliente Unternehmen – die Krisen der Zukunft erfolgreich meistern“ veröffentlicht hat, verwies auf die Chancen der Digitalisierung bei der Vorhersage von Krisen und deren Bewältigung. Prognosen seien nur auf Basis guter Daten möglich. Der intelligente Einsatz von KI, Software und Algorithmen mache Unternehmen resilient. 

„Es hat keinen Sinn, sich gegen die Entwicklung zu stellen. Wir alle müssen sie annehmen und das Beste daraus ziehen“, ist Achim Röhe überzeugt. Früherkennung, Krisenszenarien und Reaktionsmöglichkeiten bei Gefahrenlagen seien für Unternehmen nur mittels guter digitaler Daten möglich, ebenso fundierte Entscheidungen. „Das resiliente Unternehmen ist weitgehend autonom und selbstfahrend“, resümiert Achim Röhe. 

Allerdings sei es wichtig, Software absolut vertrauenswürdig zu machen. Hier bestehe ein ethischer Anspruch auf Transparenz, der in der technologischen Betrachtung nicht außer Acht gelassen werden dürfe. 

https://www.reqpool.com

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