Mixed Leadership Barometer: Frauenanteil weiterhin vernachlässigt

Die Studie von Ernst & Young zeigt wenig Bewegung bei Frauenquoten in Vorständen und Aufsichtsräten.
© EY/Robert Herbst
Mixed Leadership Barometer: Frauenanteil weiterhin vernachlässigt
Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward“ bei EY Österreich.

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Die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen (Stichtag 1. Jänner 2023) ist im Vergleich zur Jahresmitte 2022 (Stichtag 1. August 2022) konstant geblieben. Somit stehen in den im Wiener Börse Index notierten heimischen Unternehmen 17 weibliche Vorstandsmitglieder 171 männlichen gegenüber.

Damit hat sich der Wert im Vergleich zur letzten Erhebung nicht geändert. Bei Beginn der Untersuchungen im Juli 2015 lag der Frauenanteil in Vorständen bei 4,1 Prozent. In absoluten Zahlen ist die Anzahl an weiblichen Vorstandsmitgliedern innerhalb der letzten sieben Jahre um zehn Personen gestiegen.

© EY-Studie: Mixed Leadership-Barometer Jänner 2023

Der Frauenanteil in den heimischen Aufsichtsräten ist hingegen leicht gesunken, liegt aber mit fast 30 Prozent auf dem zweithöchsten Stand im Untersuchungszeitraum. In fast neun von zehn österreichischen WBI-Unternehmen ist aktuell mindestens eine Frau im Aufsichtsrat vertreten.

Somit ist in den Aufsichtsräten insgesamt der Anteil der Frauen im Vergleich zum Vorjahr von 30,4 Prozent minimal auf 29,8 Prozent gesunken: In den Aufsichtsgremien sitzen somit 157 Frauen (29,8 %) und 370 Männer (70,2 %). Gegenüber August 2022 ist die Zahl der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder um sieben zurückgegangen, die der männlichen Aufsichtsräte im gleichen Zeitraum ebenfalls um sechs Mitglieder.

Frauenanteil stagniert

„Der Frauenanteil bei Vorstandsmitgliedern der österreichischen börsennotierten Unternehmen ist im letzten halben Jahr zwar nicht gestiegen, aber immerhin konstant geblieben. Damit ist aktuell nur jedes elfte Vorstandsmitglied weiblich. Das zeigt den dringenden Handlungsbedarf auf und die Notwendigkeit, in den Gremien mehr Diversität sicherzustellen“, kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward“ bei EY Österreich, die Ergebnisse.

© EY-Studie: Mixed Leadership-Barometer Jänner 2023
Mixed Leadership Barometer: Frauenanteil weiterhin vernachlässigt

„Um die Trendwende und die Gleichstellung von Frauen und Männern voranzutreiben, braucht es einen gemeinsamen Schulterschluss auf allen Ebenen – vor allem aber deutliche Fortschritte und Maßnahmen seitens Politik und Wirtschaft. Von Diversität geprägte Führungsteams können Unternehmen zu neuen Lösungen führen und die Innovationskraft steigern – ein wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg. Die von den EU-Mitgliedsstaaten und dem europäischen Parlament vorgegebene Geschlechterquote auf Vorstandsebene ist dazu ein wesentlicher Schlüssel“, führt Helen Pelzmann weiter aus.

„Work-Life-Balance“

Ausschlaggebend für den Wandel sei es auch, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Geschlechter zu fördern:

„Bis auf Ausnahmen wird das Zusammenspiel von Beruf und Familie fast ausschließlich als eine Frauen, aber nicht Männer betreffende Frage diskutiert. Lenkungs- und Vereinbarkeitsmaßnahmen für Männer wie Teilzeit oder Jobsharing werden in vielen Unternehmen kaum forciert. Um Frauen in Führungspositionen zu unterstützen, müssen der Blick auf beide Geschlechter gerichtet werden und individuelle Lebensmodelle für Frauen sowie Männer gefördert werden“, so Helen Pelzmann.

© EY-Studie: Mixed Leadership-Barometer Jänner 2023
Mixed Leadership Barometer: Frauenanteil weiterhin vernachlässigt

Die meisten Frauen sind momentan in den Chefetagen der Immobilienbranche anzutreffen, wo ihr Anteil bei 21 Prozent liegt. An zweiter Stelle folgt die Konsumgüterbranche (19 %) und an dritter Stelle die Informationstechnologie (18 %) gefolgt von der Finanz- und Industriebranche mit je sieben Prozent. Keine einzige Vorständin gibt es in fünf Branchen: Energie, Automobil, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport.

Minimaler Rückgang bei Aufsichtsratsmitgliedern

Der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder ist seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 2015 in jedem Jahr kontinuierlich gestiegen, 2023 ist erstmals ein minimaler Rückgang um rund einen halben Prozentpunkt zu verzeichnen. Seitdem mit 1. Jänner 2018 die gesetzliche Genderquote von 30 Prozent in Kraft getreten ist, erhöhte sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien der österreichischen WBI-notierten Unternehmen deutlich und kontinuierlich von 18,8 Prozent (Stichtag: Dezember 2017) auf aktuell 30,4 Prozent im August 2022.

© EY-Studie: Mixed Leadership-Barometer Jänner 2023
Mixed Leadership Barometer: Frauenanteil weiterhin vernachlässigt

Mit 29,8 Prozent im Jänner 2023 stagniert der Frauenanteil im Aufsichtsrat zum ersten Mal seit Einführung der verpflichtenden Quote und ist sogar leicht rückläufig. Von den derzeit 527 Aufsichtsratsmitgliedern der im WBI notierten österreichischen Unternehmen sind 157 Frauen. In 50 der 56 untersuchten Unternehmen gibt es aktuell mindestens eine Frau im Aufsichtsrat. 38 Unternehmen beschäftigen zwei weibliche Aufsichtsratsmitglieder – das sind zwei Unternehmen weniger als im Vorjahr.

„Bei der Einführung der Quotenregelung für Aufsichtsräte gab es viele Bedenken und Diskussionen. Auch wenn Quoten sicher kein Allheilmittel sind, sehen wir in diesem Fall einen ganz klaren Effekt: Seit der Einführung ist der Frauenanteil in den Kontrollgremien deutlich gewachsen. Die Quote hat die Themen Diversität und Gleichstellung weiter nach oben auf der Unternehmens-Agenda gehievt und damit ihren Zweck erfüllt, das Bewusstsein zu schärfen und gezielter nach geeigneten weiblichen Gremiumsmitgliedern zu suchen“, erläutert Helen Pelzmann.

Quotenregelung zeigt keine Wirkung

Trotz deutlicher Fortschritte bei der ausgewogenen Besetzung von Aufsichtsräten gäbe es immer noch Aufholbedarf, analysiert Helen Peslzmann:

„Die Genderquote zeigt Wirkung, es gibt 56 weibliche Aufsichtsratsmitglieder mehr als zum Zeitpunkt des Inkrafttretens und der Frauenanteil in Kontrollgremien ist von 18,8 auf 29,8 Prozent geklettert. Dieser Zuwachs ist zu einem überwiegenden Teil darauf zurückzuführen, dass jene österreichischen im WBI notierten Unternehmen, die die Quote erfüllen müssen, mehr Aufsichtsratsposten an Frauen vergeben haben. Allerdings ist das Ziel noch nicht erreicht. Fast jedes vierte verpflichtete österreichische Unternehmen muss die Frauenquote im Aufsichtsrat bei der nächsten Wahl oder Entsendung erhöhen“.

© EY-Studie: Mixed Leadership-Barometer Jänner 2023
Mixed Leadership Barometer: Frauenanteil weiterhin vernachlässigt

Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder derzeit mit 37 Prozent in der Transport- und Logistikbranche, wo mehr als jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau ist. Dahinter folgen die Energiebranche (35 %) und die Finanzbranche (34 %). Am niedrigsten ist der Anteil weiblicher Gremiumsmitglieder mit rund 18 Prozent aktuell im Rohstoffsektor.

Zur Studie: Mixed Leadership-Barometer Jänner 2023

https://www.ey.com

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