Home-Office, mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten – die Möglichkeit, weitgehend orts- und zeitunabhängig zu arbeiten soll für Unternehmen und Mitarbeitende eine Chance für individualisierte Arbeitsweisen darstellen und nicht zur Belastung werden. Wie Unternehmen und ihre Mitarbeitenden damit gut umgehen können, erforscht das Team des Forschungsprojekts NERD der Fachhochschule Wiener Neustadt und der Universität Graz mit fünf Partnerunternehmen.
Unterstützung durch Großunternehmen
Hierfür arbeitet das Projektteam mit renommierten Unternehmen wie Andritz, der EVN und dem Flughafen Wien zusammen. Gemeinsam wurde in einer ersten Projektphase ermittelt, wie die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite mit flexiblen Arbeitsbedingungen, Home-Office und Erreichbarkeit zu unterschiedlichen Zeiten umgehen und wo Verbesserungsbedarf besteht.
Wie wichtig es ist, auf die Forderungen und Wünsche von Mitarbeitenden individuell einzugehen, wurde von Führungskräften sowie von Betriebsrätinnen und Betriebsräten in Interviews betont.
„Mitarbeiter schätzen die Möglichkeit, Arbeit besser mit Kinderbetreuung zu verbinden, indem sie flexibler zum Beispiel den Nachmittag freispielen und dafür am Abend von zuhause arbeiten. Dadurch entstehen vermehrt Situationen, in denen E-Mails spätabends verschickt werden. Das kann Kolleginnen und Kollegen verunsichern. Denn sie können oft schwer einschätzen, ob von ihnen erwartet wird, abends auf Mails zu antworten“, erzählt ein Teilnehmer der Befragung.
Forschungsteam erarbeitet Leitfaden
Ein Leitfaden, der von dem Forschungsteam aus den Ergebnissen der Studie abgeleitet wurde, soll Unternehmen und Mitarbeitenden nun helfen, praktikable Lösungen zu finden, diffuse Arbeitsbedingungen sinnvoll zu gestalten.
„Bereits wenige gezielt gesetzte Maßnahmen können wesentlich zu einem sinnvollen Umgang mit flexiblen Arbeitszeiten beitragen“, kommentiert die Leiterin des wissenschaftlichen Forschungsprojekts, Karin Wegenstein.
Mithilfe des Gesprächsleitfadens und Schlüsselfragen sowie Informationsmaterialien soll es der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ermöglicht werden, bedürfnisorientierte Rahmenbedingungen zu schaffen. Im Frühjahr folgt eine Zwischenevaluation, nach der das Forschungsteam die Maßnahmen spezieller an die Bedürfnisse der Beteiligten anpasst.
Erkenntnisse der ersten Projektphase
Die erste Umfrage unter Mitarbeitenden der Partnerunternehmen zeigt, dass sich mit flexibilisierten Arbeitsbedingungen das Verhalten in der arbeitsfreien Zeit verändert hat. Werden beispielsweise Arbeits-E-Mails auf das Smartphone weitergeleitet, werfen Mitarbeitende oft auch in der Freizeit schnell einen Blick darauf. Hierfür beinhaltet der Leitfaden eine Übersicht über rechtliche Rahmenbedingungen für flexibles Arbeiten. Ebenso finden Interessierte darin Hinweise, wann Arbeitnehmer nicht nur ihre Arbeitsgeräte ausschalten, sondern auch sich selbst in den Ruhemodus begeben sollen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen sollen beiden Seiten nun helfen, mit den Herausforderungen des „neuen Arbeitens“ zurecht zu kommen. Das scheint aber nur ein erster Schritt zu sein, wie eine Befragte meint: „Was arbeitsrechtlich und kollektivvertraglich festgelegt ist, das ist noch ein bisschen zu starr für dieses flexible, moderne Arbeiten.“
Hier der Leitfaden für Unternehmen