Timo Snoeren: Die „Net-Zero“ Zukunft des Wasserstoffs

Der führende Experte bei Worthington Industries über Strategien und Zukunftspotentiale.
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Timo Snoeren: Die „Net-Zero“ Zukunft des Wasserstoffs
Timo Snoeren, Vizepräsident Sustainable Energy Solutions bei Worthington Industries.

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Dass Wasserstoff ein Element ist, welches in der Natur vorkommt und sauber bzw. grün hergestellt werden kann, sollte nun kein Geheimnis mehr sein. Obwohl es nicht die einzige Lösung sein kann, hat Wasserstoff ein sehr großes Potenzial den Kohlendioxidausstoß in der Industrie zu reduzieren, sowie Fahrzeuge antreiben, Häuser heizen etc.. Die derzeitigen Produktionsmethoden von grünem Wasserstoff, im Vergleich zu blauem, pinkem oder grauem Wasserstoff, sind heute noch teuer, und es fehlt weiterhin an Wasserstofftankstellen-Infrastruktur sowie an Fahrzeugen. Folglich wird Wasserstoff noch wertvoller, wenn seine Produktionsmethoden energieeffizienter sind. Auf dem Weg zu grünem und 100% nachhaltigem Wasserstoff sind verschiedene alternative und intermediäre Produktionsmethoden entstanden, die jeweils versuchen die CO2-Intensität zu verringern. So gibt es neben grünem Wasserstoff den Unterschied zwischen grauem Wasserstoff (auch: schwarzem, braunem), türkisem Wasserstoff, pinkem (auch: gelbem) Wasserstoff und blauem Wasserstoff. Je nach Geografie sind auch weitere Farbenunterschiede und Kennzeichnungen möglich aber würden alle auf diese vorher genannten Unterschiede zurückzuführen sein.

Die Herstellung von Wasserstoff ist ohne ausreichende Stromversorgung schwierig; Daher ist es entscheidend, Stromerzeugungsanlagen für diesen Prozess zu bauen. Im Jahr 2012 stammten 98 % des weltweit produzierten Wasserstoffs aus fossilem Erdgas, wobei der Dampfreformierungsprozess CO2-Emissionen verursacht und ein aufwendiges Auffangen von Kohlenstoff nach sich zieht. Glücklicherweise entwickelt sich die Forschung mit effizienteren und sauberen Energiequellen wie Solar- und Windkraft in rasantem Tempo weiter – gerade rechtzeitig, um wachsende industrielle Anwendungen für Wasserstoff zu unterstützen. In diesem Bereich ist die Politik gefragt, dringend zu handeln, wenn es darum geht, Genehmigungsverfahren für Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung zu beschleunigen. Nur so kann Österreich die Unabhängigkeit fossilen Energien schneller reduzieren. 

Die im Juni 2022 vorgestellte Nationale Wasserstoffstrategie Österreichs kam recht spät und wurde nicht zu Ende gedacht. Zurecht wurden die energieintensiven Industrien als oberste Priorität bei der Dekarbonisierung identifiziert, jedoch wurde die Wasserstoffmobilität – insbesondere Verteiler-LKW, PKW, Fernverkehr-LKW und Reisebusse als ineffizient bzw. wenig effizient identifiziert (siehe unten Bild 1: Quelle FFG). Unserer Meinung nach, ist das zu kurz gedacht. Ähnlich sieht das auch die globale Organisation „Hydrogen Council“, die für das Transportwesen große Vorteile im Wasserstoff erkannte. Allerdings erst ab 2030 (sehe Grafik „Hydrogen Supply Chains / Hydrogen Demand“ unten). Damit könnten Österreich möglicherweise Investitionen in Milliardenhöhe entgehen, da es für die Unternehmen wenige Anreize gibt in Wasserstofftankstellen und Fahrzeuge zu investieren. Ohne Investitionssicherheit, und vor allem ohne unkomplizierten Zugang zu den Fördermitteln werden österreichische Unternehmen keinen Appetit für Wasserstoff entwickeln. 

Ähnlich sieht es auch Johannes Schneider, Experte für Industriegüter- und Energieversorgungsunternehmen bei Strategy& Österreich (sehe Profil Artikel): „Mit den derzeit sicher abzusetzenden Mengen kann grüner Wasserstoff noch nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden. Das wiederum hält Großverbraucher von einer Umstellung ihrer Anlagen ab und hindert zudem Investments in großvolumige Elektrolyseanlagen. Das Lösen dieses “Henne-Ei-Problems” ist Voraussetzung, um der Wasserstoffwirtschaft in Österreich zum Durchbruch zu verhelfen”, so Schneider.

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Ein weiterer Sektor der Wasserstoffstrategie, welcher als ineffizient angesehen wird, ist die Raumwärme. Insbesondere in den Ländern mit langen Wintern eröffnen sich neue Chancen die Heizungssysteme (Raumwärme) zu dekarbonisieren. Man spricht hier von so genannten „Home Power Solutions“, wo ein jedes Haus/Gebäude seinen eigenen Wasserstoff über die Sommermonate produziert und im Winter über eine Brennstoffzelle & Batterie-Lösung in Wärme (Luftwärmepumpen) umsetzt. Länder wie z.B. Japan investieren kräftig in SOFC -Technologien (Solid Oxid Fuel Cells) welche nicht nur mit Wasserstoff, sondern auch mit anderen wasserstoffhaltigen Alternativtreibstoffen wie Biogas oder RH2 angetrieben werden – als Endprodukt erhält man Wärme und Strom. In Japan gibt es mittlerweile weit über 300.000 installierter Einheiten (Stand Nov. 2019 Bild 2: Quelle Tokio Gas). 

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Das Hydrogen Council und McKinsey prognostizieren, dass man bis 2050 bis zu 20% der von Menschen verursachten Emissionen mithilfe von Wasserstoff vermeiden wird können. Darüber hinaus werden staatliche Stellen weltweit hunderte Milliarden von Dollar in den Aufbau der Infrastruktur investieren, die zur Unterstützung dieses Wachstums bei Wasserstofffahrzeugen erforderlich ist. Dieses Wachstum wird auch durch die gestiegene Nachfrage nach Wasserstoff als Kraftstoff für Fahrzeuge, Heizung und andere Industrie- und Mobilitätsanwendungen wie die Stahlproduktion oder Schiffe und Flugzeuge angekurbelt. Länder mit großen Automobilindustrien benötigen reichlich Wasserstoff, um ihre Fahrzeugflotten zu betanken. Weiters wollen immer mehr Verbraucher saubere Energielösungen – deshalb sind sie bereit, beim Kauf von Fahrzeugen oder Heizsystemen für ihr Zuhause einen Aufpreis dafür zu zahlen. All diese Faktoren haben zu Rekordinvestitionen großer Unternehmen in die wasserstoffbasierte Technologie geführt.

Die russische Invasion in der Ukraine und die damit verbundene Störung der Weltwirtschaft hat uns gezeigt, dass wir unabhängiger von fossilen Energiequellen werden müssen. Die Initiative REPowerEU der Europäischen Kommission, welche nach der Aggression ins Leben gerufen wurde, verfolgt eben dieses Ziel – erschwingliche, sichere und nachhaltige Energie für Europa zu ermöglichen – noch vor 2030 die Abhängigkeit von russischen fossilen Energiequellen zu beenden. Aber auch wenn Wasserstoff als Hoffnungsträger für eine Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energiequellen gesehen wird, gilt es nicht den gleichen Fehler zu machen, wenn es darum geht, die Mehrheit des in Österreich benötigten Wasserstoffs importieren zu müssen weil eben im eigenen Land nicht genügend Investitionen, Förderungen und Nachfrage für Wasserstoff geschaffen wurde.

Europa ist der Sitz des Geschäftssegments Sustainable Energy Solutions von Worthington Industries, das On-Board-Betankungssysteme und -dienstleistungen sowie Gasbehälterlösungen und -Dienstleistungen für die Speicherung, den Transport und die Distribution von Industriegasen anbietet und damit das wachsende Wasserstoff-Ökosystem und angrenzende nachhaltige Energien wie Erdgas unterstützt.

Die europäischen Niederlassungen von Worthington gehen über nachhaltige Energielösungen hinaus und beliefern Sektoren wie Medizin, Lebensmittel und Getränke, SCBA, Schweißen und Schneiden, Bauprodukte, Outdoorliving und vieles mehr. Hinter den Kulissen findet man überall unsere Nieder- und Hochdruckflaschen aus Stahl und Kompositwerkstoffen sowie die Komponenten, die den Gasfluss regulieren. 

Unsere Mitarbeiter in Österreich, Deutschland, Polen und Portugal arbeiten mit unseren Kunden zusammen, um Lösungen für Gasverpackungen zu entwickeln, die ihre Unternehmen auf der ganzen Welt antreiben.

Timo Snoeren: Die „Net-Zero“ Zukunft des Wasserstoffs 

Autor: Timo Snoeren

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