Beginnen wir „groß“, und zwar in zweifacher Hinsicht. Trotz und nach dem Virus wird der Flughafen Wien seinen Wachstumskurs fortsetzen, zuletzt konstatierte man einen neuen Passagierrekord mit mehr als 30 Millionen Reisenden. Logisch, dass die Sicherheitsvorkehrungen für eine derartige Menge an Reisenden auf dem neuesten Stand sein müssen. „Wir investieren bis incl. 2021 rund zehn Millionen Euro in unsere Sicherheitssysteme“, berichtet Flughafen-Vorstand Julian Jäger.
Deshalb hat Siemens in den nächsten zwei Jahren in Wien-Schwechat einiges zu tun. „Flughäfen sind und bleiben die wichtigsten Drehscheiben für den Personen- und Güterverkehr zwischen Städten, Ländern und Kontinenten“, sagt Wolfgang Hesoun, CEO der Siemens AG Österreich. Modernisiert werden das Zutrittskontroll- sowie das Alarm- und Videomanagementsystem. Dabei geht es unter anderem um die Implementierung einer neuen Zutrittskontrolle für autorisierte Personen bei rund 1300 Türen. Darüber hinaus sieht der Auftrag auch die Entwicklung der dafür erforderlichen Software, das Go-live und die Bereitstellung der benötigten Ausweisleser und Türcontroller vor. Bestehende Daten werden in die neuen Sicherheitssysteme migriert. Die Zeit, in der das neue und das alte Videomanagementsystem parallel laufen können, ist kurz – eine schnelle Umsetzung ist also unabdingbar. Dabei erfolgen sämtliche Erneuerungen, Erweiterungen und Adaptionen während des normalen Betriebs.
Top 3 rund um den Globus
Ein zweites Beispiel ist dormakaba; das Unternehmen entstand aus der Fusion der beiden starken Marken Dorma und Kaba 2015 und bietet Kunden und Partnern alles rund um den smarten und sicheren Zutritt zu Gebäuden und Räumen: Vom Schloss und Schlüssel bis zur voll vernetzten elektronischen Zutrittslösung, vom Türschließer bis zu automatischen Türsystemen. Ergänzt wird das Leistungsangebot durch Produkte für die Zeit- und Betriebsdatenerfassung, Hotel- und Hochsicherheitsschlösser sowie horizontale Schiebewandsysteme und mobile Trennwände. dormakaba ist eines der Top-3-Unternehmen im weltweiten Markt für Zutritts- und Sicherheitslösungen und dennoch in Österreich fest verwurzelt: Im niederösterreichischen Herzogenburg befindet sich die Österreich-Zentrale und zugleich wichtiger Produktionsstandort des Konzerns. Hier und im niederösterreichischen Eggenburg werden mechanische und elektronische Schließsysteme, Türschlösser und -beschläge für In- und Auslandsmärkte produziert und zum Teil in Handarbeit perfektioniert. Weitere Vertriebs- und Serviceniederlassungen befinden sich in Seekirchen, Wien und Innsbruck sowie eine Tochtergesellschaft in Laßnitzthal.
Zu einem global bedeutenden Hersteller von mechanischen und elektronischen Schließsystemen hat sich auch das Familienunternehmen EVVA mit Stammsitz in Wien-Meidling entwickelt. Hier gilt Nomen est omen: Angefangen hat es bei der Erfindungs-Versuchs-Verwertungs-Anstalt (EVVA) vor fast einem Jahrhundert mit vielen Ideen und dem Tatendrang zur Umsetzung. 1919 haben sich dafür drei Ingenieure zu einem Start-up – wie man heute sagen bzw. schreiben würde – zusammengetan. 1937 erhielt EVVA für ein Zylinderhangschloss das erste Patent und ebnete damit den Weg in die Sicherheitstechnik. „Ein weiteres Erfolgsbeispiel und zugleich ein wichtiger Meilenstein für unsere Expansion war die Erfindung und Patentierung der mechanischen Systeme GPI und MCS vor mittlerweile vier Jahrzehnten“, berichtet Executive Vice President Johann Notbauer im public-Gespräch. „Diese sind bis heute von enormer Bedeutung für die Entwicklung der Sicherheitsbranche bei den mechanischen Systemen.“
Präsent in Dänemark, Italien … und im Stephansdom
Neben dem aus mehreren Gründen einzigartigen Hauptstandort (der im wahrsten Wortsinn „gewachsen“ ist) am Wienerberg existieren mittlerweile zehn Niederlassungen in Europa und ein Netzwerk von mehr als 1.000 Elektronik- und Mechanik-Vertriebspartnern. EVVA-Schließsysteme gibt es inzwischen rund um den Globus – z.B. auf dem Kreuzfahrtschiff Queen Mary, in der Oper in Kopenhagen, im neuen Juventus-Stadion in Turin und natürlich auch im Stephansdom. Ein gutes Beispiel für den manchmal unkonventionellen Zugang zu neuen Lösungen und Geschäftsmodellen ist AirKey, eine Innovation aus dem Jahr 2014, die bis heute in puncto Sicherheit, Funktionalität und Smartphone-Kompatibilität unverändert singulär ist. „Der Ausgangspunkt für diese wegweisende Innovation war die Vision eines Mitarbeiters“, erinnert sich Bereichsleiter Martin Kernthaler. „Die darauf folgende Entwicklungsarbeit erfolgte dann von einem eigens abgestellten Team an unserem Firmenhauptsitz.“
Mit Xesar 3.0 wurde – als noch Messen veranstaltet wurden – auf der Weltleitmesse Security Essen eine komplett neue Systemarchitektur dieses vielfältigen Schließsystems präsentiert. „War das System ursprünglich auf den Einzelplatzbetrieb kleinerer Objekte ausgelegt, wurden wir im Zuge der erfolgreichen Marktbearbeitung immer öfter mit der Aufgabenstellung großer Objektlösungen mit Mehrnutzerbetrieb konfrontiert“, berichtet Notbauer. Für Xesar wie auch für AirKey wird mit KeyCredits auch ein innovativer Vermarktungsansatz umgesetzt. „Bei beiden entstehen wie in der Mechanik-Welt nur dann Kosten, wenn eine neue Zugriffsberechtigung ausgestellt, also ein neuer Schlüssel benötigt wird“, erklärt Notbauer. Inzwischen offeriert EVVA auch pay-per-use sowie Flatrate-Modelle und damit ein je nach Kundenanforderung maßgeschneidertes Angebot.
Nachdem Integration ein großes Thema bleibt, will EVVA seine mechanischen und elektronischen Zutrittssysteme noch stärker integrieren, um optimale Lösungen aus beiden Welten zu entwickeln – auch auf der Prozessebene im Sinne kundenorientierter Möglichkeiten der Projektierung und Bestellung. Weiters möchte EVVA mit Daten in verschiedensten Bereichen und Umgebungen entsprechende Mehrwerte erforschen und realisieren. „Mit AirKey kann man schon heute Ortsdaten erfassen und mit der Send a Key-Funktion nutzerorientiert verwerten“, kann sich Notbauer zahlreiche weitere Szenarien für vorhandenes Datenmaterial vorstellen. „Eine künftige Weiterentwicklung könnte z.B. die Anbindung von airbnb-Daten oder auch die Integration von Wetter- und Bewegungsdaten mit Zutrittsdaten sein.“
Ein Start-Up sorgt für Sicherheit
Sieht sich EVVA auch in der Eigendarstellung als „mehr als hundertjähriges Start-Up“, so kann das Innsbrucker Jungunternehmen Secureo uneingeschränkt als solches gelten. Im Oktober 2019 hat man für die weitere Finanzierung neben dem Bestandsinvestor aws Gründerfonds unter der Federführung der Peak Pride die Haselsteiner Familienprivatstiftung und die VPS GmbH gewonnen.
Mit dem Online-Verkauf von Digitalzylindern, Alarmanlagen, Tresoren, Zutrittslösungen und weiteren Sicherheitsprodukten verzeichnet das „Einhorn“ dreistellige jährliche Wachstumsraten und beliefert mehr als 7.000 Kunden in 48 Ländern. Das zu Beginn eigenfinanzierte Geschäftsmodell ist damit bereits auf dem Weg zum europäischen Marktführer für Online-Sicherheitsprodukte. „Wir können auch Sonderaufträge wie die Lieferung eines zwei Tonnen schweren Tresors auf die Färöer Inseln oder die Montage eines Schließsystems auf einer 2.200 Meter hoch gelegenen Alm professionell abdecken“, verspricht der 27jährige Gründer und strategische Geschäftsführer Richard Leitgeb. Trotz des reinen Onlinefokus konnte Secureo mehrere Großkunden mit bis zu sechsstelligen Auftragssummen lukrieren. Zu den Kunden zählen deutsche Automobilkonzerne, bekannte Fußballvereine sowie große Schiffswerften – auch und gerade in Zeiten wie diesen wird eben „Sicherheit aus Österreich“ konsequent nachgefragt!