Hans Peter Schützinger: Habe immer gerne und hart gearbeitet

Der Chef der Porsche Holding über Diesel-Fahrverbote, Elektromobilität und die Zukunft des größten heimischen Unternehmens, das zwei Milliarden Euro mehr umsetzt als die OMV.

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Nervt Sie das Thema VW-Abgasskandal?
HANS PETER SCHÜTZINGER:
Wir stellen uns diesem Thema in professioneller Weise. Persönliche Befindlichkeiten haben dabei nichts verloren, wir arbeiten das Schritt für Schritt ab. Bisher erhielten 93 Prozent der betroffenen Dieselfahrzeuge in Österreich das Software-Update. Und was uns besonders freut, ist, dass der allergrößte Teil unserer Kunden weiterhin Volkswagen und den übrigen Konzernmarken die Treue hält.

Wirkt sich die Diesel-Verbotsdebatte auch auf die Porsche Holding aus?
Ja, denn diese Debatte verunsichert unsere Kunden – auch wenn Diesel-Fahrverbote in Österreich aktuell gar nicht zur Diskussion stehen. Vor allem Privatkunden in kleineren und mittleren Fahrzeugklassen steigen vermehrt auf Benziner um. Der Dieselanteil im Neuwagenverkauf ist deswegen deutlich von rund 60 auf 40 Prozent zurückgegangen.

Wie sehen Sie persönlich die Zukunft des Dieselmotors?
Moderne Dieselmotoren mit Abgasnorm Euro 6 zählen zu den saubersten und effizientesten Antriebsformen und sind zur Erreichung der ambitionierten Umweltziele, die für die Hersteller gelten, mittelfristig unverzichtbar. Vor allem in den höheren Fahrzeugklassen, im Flottengeschäft und bei Vielfahrern, wo es an wirtschaftlichen Alternativen fehlt.

Die Elektromobilität wird ja als DIE Zukunft bzw. als Allheilmittel der Mobilität angepriesen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Die Elektromobilität wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Spätestens 2020, wenn die Marke Volkswagen mit einer eigenen Elektro-Modellreihe auf den Markt kommt, mit Fahrzeugen in großer Stückzahl, mit vernünftigen Reichweiten und zu attraktiven Preisen, wird sie der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen.

Wie ist da der Fahrplan und wie werden diese Autos aussehen?
Die ID-Familie wird auf einem modularen Elektro-Baukasten aufbauen und sich im Design deutlich von den übrigen Volkswagen-Modellen differenzieren. Bis 2030 werden alle Marken im Volkswagen-Konzern pro Baureihe zumindest ein elektrisch angetriebenes Modell im Angebot haben. Dennoch wird die Elektromobilität nur eine von mehreren Antriebsformen sein und ab 2025 rund 25 Prozent Anteil am Gesamtvolumen halten.

Wird es zukünftig auch vom VW-Konzern eine Lade-Infrastruktur à la Teslas Supercharger geben?

Der Volkswagen-Konzern hat mit Audi und Porsche und weiteren deutschen Automobilherstellern das Gemeinschaftsunternehmen IONITY gegründet. Dieses wird in Europa ein Schnellladenetz errichten, das bis zum Jahr 2020 insgesamt 400 Stationen umfassen soll. Dort kann man mit bis zu 350 kW pro Ladepunkt zum größten Teil mit Ökostrom laden. Aktuell gibt es in Europa 15 Standorte, vier davon in Österreich: Hohenems, Mondsee, Eisentratten, Graz. In Österreich haben wir mit unserer Tochter Allmobil eine eigene Marke für Ladelösungen etabliert. Bis Ende 2019 wird Allmobil das öffentliche Ladenetz in Österreich auf 40 Standorte erweitern. Zu den Standorten zählen auch die Betriebe von Porsche Inter Auto. Die Ladeleistung wird je nach Standort zwischen 50 und 150 kW betragen.

Es scheint sich eine gewisse jugendliche „Automüdigkeit“ breitzumachen. Wie wollen Sie die Käufer der Zukunft für sich gewinnen?
Am Land ist der Wunsch der Jugend nach einem eigenen Auto ungebrochen hoch. In der Stadt verschiebt sich dieser um einige Jahre nach hinten, kommt aber zumeist mit der Familiengründung und dem Verlangen nach mobiler Flexibilität und Unabhängigkeit. Teil unserer Langfrist-Strategie ist es, dieser jungen Zielgruppe unterschiedliche Mobilitätsdienstleistungen anzubieten.

Welche Rolle spielt die Porsche Holding im VW-Konzern?
Die Porsche Holding ist Europas größtes Automobil-Handelshaus. Im Volkswagen-Konzern sind wir demnach die Handelsspezialisten, die in den vergangenen Jahren auch die Verantwortung für alle konzerneigenen Einzelhandelsgruppen übernommen haben. Unser Ziel ist es, international weiter zu wachsen und uns stärker strategisch im Konzern einzubringen, indem wir zum Beispiel digitale Lösungen für den Handel vorantreiben.

Sie sind schon viele Jahre in der Porsche Holding tätig, seit 2017 als Sprecher der Geschäftsführung. Haben Sie ein Erfolgsgeheimnis?
Ich bin nun schon bald 30 Jahre im Unternehmen, davon 15 Jahre in der Geschäftsführung der Porsche Holding. Mein Beruf bereitet mir Freude und ich habe immer gerne und auch hart und konsequent gearbeitet. Ich bin weltoffen und interessiert. Dazu kommt das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein und das Vertrauen meiner Vorgesetzten zu genießen.

Was steht derzeit in Ihrer Garage bzw. welches Fahrzeug sollte unbedingt noch dazukommen?
Ich fahre im Sommer gerne ein Porsche 911 Cabrio und ab diesem Winter beispielsweise einen Audi Q8. Als Familienauto fahren wir seit vielen Jahren einen Multivan. Der ist für alle Einsatzzwecke praktisch, geräumig und auch auf langen Strecken sehr komfortabel. Ich liebäugle – als Teilnehmer der Ennstal Classic – mit der Anschaffung eines Oldtimers. Der hohe Aufwand, ihn zu erhalten, und die fehlende Zeit, ihn regelmäßig zu bewegen, haben mich bisher jedoch noch davon abgehalten.

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