In ihrer Installation „Himmelsleiter“ für den Wiener Stephansdom und mit ihrer Performance „Die 33 Tugenden“ thematisiert Billi Thanner das menschliche Handeln im Hinblick auf unser moralisches und ethisches Verhalten.
„Was soll ich tun?“
„Wie verhalte ich mich richtig?“
Das sind Fragen, die alle Menschen ein Leben lang in den unterschiedlichsten Situationen und Kontexten begleiten und beschäftigen, wenn es um Menschenwürde, Freiheit und Toleranz im menschlichen Zusammenleben geht. Welche Maßstäbe eines guten und gerechten Verhaltens legen wir an, wenn sich Probleme und Konflikte aus den verschiedenen Interessen der einzelnen Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion und Kultur ergeben?
Neongoldleuchtend
Die Himmelsleiter, welche die Wiener Künstlerin für das Osterfest konzipiert hat, besteht aus einer Neonleiter, die im Inneren des Stephansdoms bei der Taufkapelle beginnt, das Gewölbe durchstößt und dann bis auf die Spitze des Südturms beginnend bei einer Höhe von 90 bis auf eine Höhe von 136 m führt.
Das Kunstwerk besteht aus zwei Teilen im Inneren des Stephansdom (18 m hoch, mit 21 Sprossen) sowie an der Südspitze des Südturms (36 m hoch, mit 33 Sprossen). Beide Leitern sind aus Aluminium und Neon gefertigt und goldgelb lackiert. Um Wind und Regen standhalten zu können, denen die auf der Turmspitze montierte Leiter immer wieder ausgesetzt sein wird, hat Billi Thanner die Leiter so konstruiert, dass sich beiden Holme nach oben hin fortlaufend verjüngen.
Die 33 Tugenden
Jede der 33 Sprossen der Leiter an der Spitze des Südturms steht für eine der 33 Tugenden, die Billi Thanner ausgewählt hat und welche für sie den Leitfaden für unser menschliches Zusammenleben darstellen. Bei der Performance wurde jede Tugend von einer Tänzerin oder einem Tänzer gestaltet, die Künstlerin selbst verkörperte die Tugend Freiheit.
„Freiheit ist für mich Ausdruck und Mittel der individuellen Selbstverwirklichung und das einzige jedem Menschen angeborene Recht, aus dem andere Urrechte allenfalls folgen, ohne ihr darum doch gleichgestellt zu sein“, erklärt Thanner. „Wenn wir uns der ‚Freiheit’ bewusst sind, erkennen wir, dass nur mit „Kollektiver Standhaftigkeit“ = dem kollektiven Zusammenhalt der Einzelne in der Gemeinschaft existieren kann und von ihr getragen wird. Es sind nicht die einzelnen Tugenden, die beliebig zu etwas führen, was unserem Begriff von Moral gerecht wird, sondern möglicherweise die Gesamtheit aller.“