Konjunktur: Schnellere Erholung als nach Lehmann
Es scheint doch ein V zu werden: Laut Top-Ökonom Gabriel Felbermayr kommt die Wirtschaft schneller aus der Krise als befürchtet.
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© Ifo Institut, Romy Vinogradova
Sie sind selten geworden, die guten Nachrichten. Aber es gibt sie: „Die Weltwirtschaft erholt sich von der Corona-Krise deutlich schneller als von der Lehmann-Krise 2008/2009“, so Prof. Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, bei einer Veranstaltung des Internationalen Forums für Wirtschaftskommunikation (IFWK) in Wien.
Der Optimismus des Ökonomen beruht auf Fakten: Der weltweite Güterverkehr lag im Juni nur noch um rund neun Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Zum Vergleich: Nach der Lehmann-Krise begann die Erholung der Weltwirtschaft erst acht Monate nach dem Kollaps des Geldinstituts. Und es dauerte mehr als ein Jahr, um im Welthandel wieder auf das Niveau zu kommen, dass die Wirtschaft nach dem Corona-Lockdown jetzt in nur zwei Monaten erreicht hat. „Der Welthandel scheint deutlich robuster zu reagieren“, so der Österreicher, der seit März 2019 das renommierte deutsche Institut leitet.
Das gilt auch für die Eurozone. Mit einem Einbruch von 23 Prozent hat es den Handel der Eurozonen-Länder zwar besonders hart getroffen, aber auch hier zeigt die Konjunkturkurve deutlich nach oben. Im Juni lag der Handel nur noch um ca. zehn Prozent unter dem Februar-Niveau.

Prof. Gabriel Felbermayr beim Internationalen Forum für Wirtschaftskommunikation.
© IFWK
Staatshilfen notwendig und sinnvoll
Zu der raschen Erholung beigetragen hätten vor allem die Staatshilfen, die sehr viel umfangreicher ausgefallen sind als nach der Lehmann-Krise – „und das ist auch gut so“, urteilt Felbermayr. Die Gefahr einer Inflation sieht der Top-Ökonom nicht, da alle Staaten sich stark verschulden würden und deshalb keine Gefahr einer Währungs-Abwertung bestehe.
Der große Gewinner der Krise ist China, dort befindet sich die Industrieproduktion bereits wieder auf Vor-Corona-Niveau. „Als einzige große Volkswirtschaft wird China heuer mit einem BIP-Plus von rund zwei Prozent Wachstumstreiber bleiben“, analysiert Felbermayr, „dadurch gewinnt das Land an Bedeutung.“
Wirtschafts-Masochismus
Ein Ende der Globalisierung erwartet der Experte nicht. „Schon seit zehn Jahren stagniert der Welthandel und geht tendenziell zurück, die Corona-Krise hat diese Entwicklung beschleunigt, „die Welt bewegt sich von der Hyperglobalisierung zur Slowbalisation.“ Vor allzu heftiger Globalisierungs-Kritik warnt der Ökonom. Gerade für exportabhängige Länder wie Österreich und Deutschland sei das „Wirtschafts-Masochismus“.
Den von der Bundesregierung beschlossenen Investitions-Bonus hält der Experte für eine gute Sache, da er für alle gelte und eine mühsame Differenzierung, wer Anspruch hat und wer nicht, entfällt. Felbermayr: „Nur sieben bis acht Prozent der Unternehmen sind durch den Lockdown wirklich auf Null und müssen komplett neu starten. Viele andere haben zwar Umsatz verloren, machen aber nach wie vor Geschäfte.“
Arbeitszeitverkürzung – bitte nicht!
Wenig Freude hat Felbermayr mit der Diskussion über Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. „Dadurch würden nur die Lohnkosten steigen, unsere Produkte wären am Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig. Aus meiner Sicht ist Arbeitsverkürzung ein Rezept für Massenarbeitslosigkeit!“
Redaktion: Arne Johannsen
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